Sando ist jetzt 2 Wochen weg. Das ist sehr belastend. Wo ist meine Katze?
Ich weiß nicht, ob mich meine Katze mehr vom Krebs ablenkt oder umgekehrt. Im Ergebnis ist das auch egal, der Krebs verlangt nach Aufmerksamkeit. Heute stehen spannende Untersuchungen an.
Deshalb muss ich morgens supernüchtern (sogar ohne Flüssigkeit) zum Röntgen, ins Sono und danach zum Knochenszintigrafie... Die Knochenszintigrafie ist technisch hochspannend. Wenn der Anlass nicht so traurig wäre, wär das echt ein Erlebnis. Toll, was man so alles machen kann....
http://de.wikipedia.org/wiki/Skelettszintigrafie
Da sich immer ein paar Pausen ergeben (so ganz lässt sich meine Untersuchungs-Ralley nicht ohne Unterbrechungen darstellen), fahre ich durch den Nieselregen in die Stadt, um ein paar Krebsbücher zu kaufen. Ich bin erstaunt, wie viele es gibt und entscheide mich dann für ein einigermaßen seriös aussehendes Ernährungsbuch und eines über Grundwissen Krebs, das nicht schaden kann. Aus der Vielzahl der Meinungen kann man sich furchtbar schlecht ein Bild machen und dann erzählt jeder was anderes... Am Ende ist man dann doch wieder auf den Arzt angewiesen und ich bin echt froh, wenn ich dann wenigstens ein bisschen Vorbildung mitbringe.
Währenddessen versuche ich, Energieübungen für meinen Körper zu machen, mit dem wir uns auf die Chemo vorbereiten. Inklusive einer Haarzellteilungsstoppmediation zur Überlistung der Chemo. Wenn man die Zellteilung unterdrückt, würde die Chemo den Haaren nichts ausmachen, da diese ja nur während der Zellteilung angreift (hat aber - wie sich herausstellen wird - überhaupt nix geholfen!).
Dann sitze ich beim Arzt und freue mich mit ihm über das Untersuchungsergebnis: Mein Bauchgefühl hatte recht – es gibt keine Metastasen. Nix. Das ist so überraschend wie erfreulich. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor noch nicht gestreut hat, nachdem gleich zwei Lymphknoten eingewachsen sind, war gegen Null - oder jedenfalls verschwindend gering. Na, ab jetzt wird alles gut, beschließe ich für mich. Leider gibt es keine Chemo-Entwarnung, denn für den Fall, dass irgendwo noch eine hässliche, kleine Al Quaida Zelle herumspukt, wäre das Risiko, auf die Chemo zu verzichten zu groß.
Zur Belohnung gehe ich mit meinem Mann und meiner Kollegin zu meinem Lieblingsinder Mittag Essen. Die Stimmung ist etwas gedrückt, denn unweigerlich frage ich mich, wie lange ich mich noch über Essen freuen kann. Während der Chemo ist einem ja oft furchtbar schlecht und der Geschmackssinn verändert sich auch, weil die Mundschleimhäute wie alle Hautzellen auch zu den schnell teilenden Zellen gehören...
Auch in der Arbeit am Nachmittag in der Kanzlei dreht es sich mehr und mehr um meinen Ersatz, der so wie die Chemo näher rückt, unaufhaltsam in den operativen Fokus gelangt... Und schon wieder bin ich gedanklich bei der Chemo, deren lange Schatten vorauseilen und mich längst in ihren Fängen halten. Plötzlich ist mir ein bisschen zum Weinen zumute - und zwar auch ohne Metastasen.
Folgerichtig zeichnen sich am Abend erste Beziehungsspannungen ab. Mein Mann, meint ich mache alles falsch, nichts richtig und undankbar sei ich auch, weil ich statt mich über die Metastasenflaute zu freuen, wegen der Chemo hadere...
Aber so ist es nun einmal, je gesünder ich bin, je mehr die Chemo lediglich prophylaktischen Zwecken dient, desto geringer meine Begeisterung, auf Haare, Gesundheit, Bewegung, Leistung für einen sooooo langen Zeitraum zu verzichten. Den Karriereknick bemerke ich jetzt bereits, die zu erwartenden 50% Schwerbehinderung haben mich auch geschockt.
Während ich Daheim noch über meinen Verträgen brüte und meine To-Do-Listen aktualisiere, kommen immer wieder Zweifel.
Ich fürchte mich wirklich davor, dass mir die Chemo sämtliche Möglichkeiten einer Depressions-Vorbeuge-Therapie nimmt. Wobei es mir da weniger um den Sport an sich als um Tempo und Arbeit geht... Alles sehr schwierig.
Den Abend verbringe ich allein oben in der Bibliothek, während mein Mann unten sich Fußball ansieht und sich von mir erholt. Ich bin sehr uneins mit meinem Gefühlen. Sehr getroffen hat mich der Vorwurf, dass mein Chef zu meinem Mann gesagt habe, wir würden heute gewiss feiern, weil er mich wohl nicht kenne und nicht wisse, dass ich immer nur schwarz sehe. Er kennt aber auch meinen Mann nicht, der doch nicht mit mir feiert, wenn er mit einem Bier auch das Finale ansehen kann...
Ist am Ende meine Beziehung das eigentliche Problem?
Ich weiß nicht, ob mich meine Katze mehr vom Krebs ablenkt oder umgekehrt. Im Ergebnis ist das auch egal, der Krebs verlangt nach Aufmerksamkeit. Heute stehen spannende Untersuchungen an.
Deshalb muss ich morgens supernüchtern (sogar ohne Flüssigkeit) zum Röntgen, ins Sono und danach zum Knochenszintigrafie... Die Knochenszintigrafie ist technisch hochspannend. Wenn der Anlass nicht so traurig wäre, wär das echt ein Erlebnis. Toll, was man so alles machen kann....
http://de.wikipedia.org/wiki/Skelettszintigrafie
Da sich immer ein paar Pausen ergeben (so ganz lässt sich meine Untersuchungs-Ralley nicht ohne Unterbrechungen darstellen), fahre ich durch den Nieselregen in die Stadt, um ein paar Krebsbücher zu kaufen. Ich bin erstaunt, wie viele es gibt und entscheide mich dann für ein einigermaßen seriös aussehendes Ernährungsbuch und eines über Grundwissen Krebs, das nicht schaden kann. Aus der Vielzahl der Meinungen kann man sich furchtbar schlecht ein Bild machen und dann erzählt jeder was anderes... Am Ende ist man dann doch wieder auf den Arzt angewiesen und ich bin echt froh, wenn ich dann wenigstens ein bisschen Vorbildung mitbringe.
Währenddessen versuche ich, Energieübungen für meinen Körper zu machen, mit dem wir uns auf die Chemo vorbereiten. Inklusive einer Haarzellteilungsstoppmediation zur Überlistung der Chemo. Wenn man die Zellteilung unterdrückt, würde die Chemo den Haaren nichts ausmachen, da diese ja nur während der Zellteilung angreift (hat aber - wie sich herausstellen wird - überhaupt nix geholfen!).
Dann sitze ich beim Arzt und freue mich mit ihm über das Untersuchungsergebnis: Mein Bauchgefühl hatte recht – es gibt keine Metastasen. Nix. Das ist so überraschend wie erfreulich. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor noch nicht gestreut hat, nachdem gleich zwei Lymphknoten eingewachsen sind, war gegen Null - oder jedenfalls verschwindend gering. Na, ab jetzt wird alles gut, beschließe ich für mich. Leider gibt es keine Chemo-Entwarnung, denn für den Fall, dass irgendwo noch eine hässliche, kleine Al Quaida Zelle herumspukt, wäre das Risiko, auf die Chemo zu verzichten zu groß.
Zur Belohnung gehe ich mit meinem Mann und meiner Kollegin zu meinem Lieblingsinder Mittag Essen. Die Stimmung ist etwas gedrückt, denn unweigerlich frage ich mich, wie lange ich mich noch über Essen freuen kann. Während der Chemo ist einem ja oft furchtbar schlecht und der Geschmackssinn verändert sich auch, weil die Mundschleimhäute wie alle Hautzellen auch zu den schnell teilenden Zellen gehören...
Auch in der Arbeit am Nachmittag in der Kanzlei dreht es sich mehr und mehr um meinen Ersatz, der so wie die Chemo näher rückt, unaufhaltsam in den operativen Fokus gelangt... Und schon wieder bin ich gedanklich bei der Chemo, deren lange Schatten vorauseilen und mich längst in ihren Fängen halten. Plötzlich ist mir ein bisschen zum Weinen zumute - und zwar auch ohne Metastasen.
Folgerichtig zeichnen sich am Abend erste Beziehungsspannungen ab. Mein Mann, meint ich mache alles falsch, nichts richtig und undankbar sei ich auch, weil ich statt mich über die Metastasenflaute zu freuen, wegen der Chemo hadere...
Aber so ist es nun einmal, je gesünder ich bin, je mehr die Chemo lediglich prophylaktischen Zwecken dient, desto geringer meine Begeisterung, auf Haare, Gesundheit, Bewegung, Leistung für einen sooooo langen Zeitraum zu verzichten. Den Karriereknick bemerke ich jetzt bereits, die zu erwartenden 50% Schwerbehinderung haben mich auch geschockt.
Während ich Daheim noch über meinen Verträgen brüte und meine To-Do-Listen aktualisiere, kommen immer wieder Zweifel.
Ich fürchte mich wirklich davor, dass mir die Chemo sämtliche Möglichkeiten einer Depressions-Vorbeuge-Therapie nimmt. Wobei es mir da weniger um den Sport an sich als um Tempo und Arbeit geht... Alles sehr schwierig.
Den Abend verbringe ich allein oben in der Bibliothek, während mein Mann unten sich Fußball ansieht und sich von mir erholt. Ich bin sehr uneins mit meinem Gefühlen. Sehr getroffen hat mich der Vorwurf, dass mein Chef zu meinem Mann gesagt habe, wir würden heute gewiss feiern, weil er mich wohl nicht kenne und nicht wisse, dass ich immer nur schwarz sehe. Er kennt aber auch meinen Mann nicht, der doch nicht mit mir feiert, wenn er mit einem Bier auch das Finale ansehen kann...
Ist am Ende meine Beziehung das eigentliche Problem?
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