Montag, 31. März 2014

Strahlende Zukunft - Krebs und Bestrahlung

Ich staune.
Klinik geht auch organisiert. Termine, die eingehalten werden und die in der Abfolge funktionieren, also in der gewünschten und erforderlichen Reihenfolge... Eigentlich bin ich beeindruckt.

Bestrahlung ist jetzt wieder ein vollkommen neue Technik und ich finde das wie immer spannend. Medizin ist schon was Cooles. Hier habe ich übrigens online eine gute Broschüre gefunden.

Die Technik und das Drumherum... Wenn wir das nur leider nicht immer auf die harte Tour vorgeführt bekämen, wäre alles noch viel toller.

Also es beginnt mit der Bildgebung. Wie im Kino, so auch hier erfolgt das neuerdings in 3-D. Die behandelnde Ärztin fachsimpelt eloquent und mit dem Liebreiz einer leiernden Schallplatte. Ein anachronistischer Gedanke, denn wir sitzen in einem High Tech-Labor, das jeden Nasa-Hollywood-Streifen als Kulisse dienen könnten. Egal. Ich höre brav zu und versuche zu folgen. Bringt nix, sie könnte auch serbokroatisch sprechen.
Also hebe ich die Hand.
Sie stockt, blinzelt, lächelt. Mein Ruf eilt mir wohl voraus.
"Ja bitte?" Dann schaut sie auf die Uhr, die über uns an der Wand hängt - Mahnmal der Vergänglichkeit.
"Frau Doktor", ich folge demonstrativ ihrem Blick, "kürzen wir das hier ab. Meine Zeit ist noch viel knapper bemessen als ihre..."
Oder vielleicht auch nicht. Meine Uhr tickt nur lauter.
"... so wie Sie mir das erklären, mag das in Fachbüchern stehen. Aber ich höre das zum ersten Mal und verstehe kein Wort. Kleiden Sie es in einfache Worte oder lassen wir es ganz. So lerne ich nichts und komme mir noch obendrein dumm dabei vor. Und deprimiert sinken meine Heilungschancen."
Sie blinzelt wieder, zögert, grinst dann.
Es wird wärmer im Labor.

Diese 3-D-Bildgebung entsteht durch Schichtaufnahmen im CRT (Computerresonanztomograph) oder MRT (Magnetresonanztomograph). Dabei errechnet der Computer dann ein 3-D-Bild von dem Tumor und seiner Umgebung und stellt es auf dem Bildschirm dar.

Dann wird es komplizierter. Maßgeblich sind die Konturen des Tumorvolumens und seine räumlichen Koordinaten (also wo der Drecksack sich in mir herumtreibt...). Und davon abhängig wird dann die Solldosis errechnet und auch, wie viel Strahlung das gesunde Nachbargewebe verträgt. Das zeigt, dass leider diese Bestrahlung dann doch nicht halb so harmlos ist, wie sie tut, aber egal.

Anhand dieser Parameter errechnet der Computer dann, die optimale Strahlendosis für jeden einzelnen Punkt im Tumor und ermittelt die günstigsten Einstrahlrichtungen des Therapiestrahls.

Das führt den hochbeeindruckenden "Dreidimensionale Computerunterstützte Strahlentherapie-Planung“. Also wenn der Tumor nur ein bisschen Stolz hat, verkrümelt er sich allein bei diesem Klang.
Nun, bei mir kann er sich gar nicht mehr verkrümeln, weil er ja schon weg ist und diese ganze Bestrahlerei nur gemacht wird, damit sich da nicht doch noch nach Chemo und OP ein paar freche Al Qaida Zellen irgendwo versteckt haben und dann, aggressiv wie sie nun einmal sind, wieder Ärger machen.

Das entscheidende Ergebnis, der Tod einer Zelle, wird durch die Zerstörung ihres Erbguts (DNA) erreicht. Dann teilt sich die Zelle nicht mehr und stirbt. Der Tumor wächst nicht mehr weiter. Der Therapiestrahl muss den Erbfaden jeder einzelnen Krebszelle irreparabel auseinander schlagen. Das gelingt nicht immer beim ersten Mal, daher sind mehrere aufeinander folgende Bestrahlungen notwendig, wobei die einzelne Bestrahlung nur wenige Minuten dauert. Ich erhalte relativ umfassende Bestrahlung, einerseits weil ich das bisherige gut genug vertragen habe, um noch ein wenig weiter belastet zu werden, und andererseits, weil ich eben so einen unfassbar aggressiven Tumortyp mein eigen nenne. Hurra!!

30 Bestrahlungen an 30 Werktagen. Bestrahlungsdauer ca. 5 Minuten. Gesamtaufwand etwa 20 Minuten.

Ich nicke. Ich hatte ja bereits einen günstigen Termin erkämpft. Schwierig trotzdem. Wir haben mit internationalen Mandaten oft sehr frühe Telefonkonferenzen, das wird mein Chef unter Garantie wieder zum Thema machen. Aber gut, ich beginne auch schon mir vorab Gedanken zu machen. Über die Brücke gehe ich, wenn es soweit ist.
Das ist übrigens etwas, was ich vom Krebs gelernt habe. Eins nach dem anderen. Mach Dir keine Sorgen über Dinge, die noch nicht aktuell sind. Erstens lenkt Dich das von den Problemen ab, die aktuell zu lösen sind (oder vielleicht auch von einer verdienten Erholungspause). Zweitens kommt das Problem, dann doch nie (!) so wie wir es uns vorgestellt haben, weshalb die Zeit auch noch vergeudet war. Und Drittens kann man auch nicht laufen, wenn man beide Füße gleichzeitig hebt, sondern fällt auf die Schnauze.

Dann als nächstes wird man für die Bestrahlung markiert. Man wird zu einer lebenden Zielscheibe. Knallig bunt auf Tesafilm werden da Kreise, Kringel, Strichellinien und Kürzel aufgezeichnet und mir auf den Körper gepappt.
Angeblich halten die Klebestreifen auch die normale Körperpflege aus. Ich bade gern, doch das soll ich eh nicht. Hallo? Ich bade gern! Ich brauch das als Anti-Stress-Droge. Was meinen Sie, wieso ich hier so bestrahlbar bin? Weil ich den Stress handeln kann. Das Baden steht nicht zur Debatte.
Wir übernehmen keine Garantie dafür, dass die Streifen dann die ganzen 30 Behandlungstage halten.
Aber von einem Mal Baden passiert nichts?
Nein. Auch von ein paar Mal nicht. Aber 30 Werktage werden lang...
Ich seufze. Ist das denn echt so schwer, mal aus dem Trampelpfad zu kommen? Dann zeichnen sie halt evtl. verblassende Markierungen nach oder erneuern sich lösende Streifen...
Ja, das ginge.
Ich seufze dieses Mal hörbar. Na also!
Das beschreibe ich nicht, weil ich demonstrieren will, wie ich mich doch toll durchsetze - sondern weil es sich tatsächlich lohnt, nachzufragen. In kleinen Dingen, die einem persönlich wichtig sind, ebenso in großen Dingen, denn auch hier wird einfach viel zu oft im Klinikbetrieb nach Checkliste mit wenig bis keinem Verständnis für die individuellen Besonderheiten des einzelnen Patienten vorgegangen. Ein Arzt hat viele Fälle. Ihr aber habt nur dieses eine Leben und daher ist es eben Eure Aufgabe, es zu gestalten. Lasst Euch das nicht nehmen, denn so wichtig wie Ihr es nehmt, wird es sonst keiner tun.

Als ich kurz darauf sehe, wie beklebt ich wirklich werde, verliere ich dann allerdings doch die Fassung. Im Auto bei meinem Mann. Unveräußerliche Restwürde verbietet, sich hier vor den Ärzten aufzuregen. Ich bin kunterbunt bis unters Kinn beklebt, was mich etwas wundert, weil ich doch eigentlich an der Brust meinen Tumor hatte. Jedenfalls schaut das im Büro jedenfalls übel nach 30 Werktagen im Rollkragenpullover aus, wenn man sich nicht weiterhin neugierigen Blicken stellen will, die mein Chef unter Garantie wieder als persönlichen Affront gegen sein Geschäft verstehen würde, wenn ich hier mit meiner Krankheit die Mandanten ablenke.
Nein, Rolli muss sein.
Welche Freude, bei diesen Temperaturen... Frühling hat definitiv auch Nachteile.


Samstag, 22. März 2014

Trauer

Jetzt war ich so mit Gesund werden beschäftigt...
... es ist dann umso deprimierender, wenn man sieht, wie das Unglück anderswo einschlägt.

Mein Bestrahlungsbericht muss warten. Ich mag grad nicht schreiben, dass alles halb so schlimm ist, weil es sich nicht so anfühlt, auch wenn es so ist. Blöd, nicht wahr?

Der Papa einer sehr, sehr lieben Freundin von mir ist gestern Nacht gestorben.
Am Krebs, sollte man sagen.
Wegen des Krebses wäre richtiger.

Vor ein paar Wochen hieß es, er hätte Knochenkrebs. Schlimm.
Gerade für den Patienten, der vor Angst wie gelähmt erschien, nicht einmal mehr lächeln wollte und all seinen Lebensmut gleich an der Türe abgegeben hat.
Dann inmitten all der Angst die frohe Kunde, dass es sich um einen vergleichsweise harmlosen Tumor handele, der leicht therapierbar sei.
Große Freude und hektisches Planen geeigneter Reha-Maßnahmen bei der Familie.
Nur der Patient fühlte sich beharrlich weiterhin schwach.
Also nochmals ein Untersuchungsmarathon, bei dem dann die grässliche Wahrheit ans Licht kam. Die Lunge ist voller Metastasen und dieses Mal keine von der gutmütigen Sorte. Die erforderliche Therapie wird schwierig, weil der Patient eigentlich zu schwach ist.
Himmelhoch jauchzend und dann zu Tode betrübt. Mutter Schwerkraft ist ein Biest. Und die deutsche Sprache auch. "Zu Tode betrübt". Ungefähr genauso wie "zu Tode gesoffen".

Kann man an Hoffnungslosigkeit sterben?
Man sagt, so lang man hofft, lebt man. Stimmt das auch im Umkehrschluss? Dass am Ende der Hoffnung auch das Leben endet? Eine schwierige Frage, die man vermutlich nur individuell in jenen dunklen Stunden der Nacht beantworten kann, wenn man sich mal an all den fest verschlossenen Kisten mit Verdrängtem und Verbotenem vorbei ganz dicht an sich selbst herantraut.
An das, was man selbst in sich sieht.
An das, was man ist und nicht das, was man sein will.
Wertfrei.
Und was passiert, wenn man das dann nicht erträgt?
Stirbt man dann? Muss man dann noch sterben? Oder bleibt nur eine Hülle übrig? Ein Zombie quasi?

Ich finde es besonders traurig, wenn man zu Frühlingsbeginn stirbt, an just jenem Tag, an dem das neue Leben gefeiert wird, sich seinen Weg aus der Winterstarre (oder in diesem Fall, dem Wintermatsch) bricht und Lebens-Freude, die Freude am Leben, zelebriert.
Daher tun mir in diesen Tage auch die Tiere, die tot am Straßenrand liegen,  besonders leid. Wenn man den ganzen langen miesen, dunklen Winter nur dafür überstanden hat, dass man dann von einem blöden Auto erwischt wird...

Mir hat der Krebs vor allem gezeigt, wie wichtig mir das Leben ist, wie dankbar ich bin (oder jedenfalls sein sollte, wenn ich mal dran denke), dass ich morgens die Vögel singen höre und die Sonne aufgehen und die neuen Knospen an meiner Orchidee am Fenster...
Dass ich mich freue, wenn ich meinem Pferd zusehe, wie es glücklich nach dem Winter das frisch ergrünte Gras nascht...
Aber darüber freue ich mich nur, weil das Leben endlich ist. Weil es jederzeit vorbei sein kann und zwar womöglich auch deutlich vor dem Tod. Weil es auch so unsäglich hässlich sein kann. So elend und erbärmlich. Weil wir Menschen es uns oft gegenseitig so grässlich machen, ohne auch nur einen rechten Grund dafür benennen zu können.
Dann bin ich dankbar, weil ich gelernt habe, das so zu sehen.

Aber zurück zum Vater meiner Freundin, der vielleicht angesichts dessen, was dieses Leben noch so für ihn bereit hielt, einfach losgelassen hat. Ein verstörender Gedanke. Etwas so Wesentliches wie das Leben loszulassen, ist ein so großer Akt, so voller Würde neben all der in ihr innewohnenden Verzweiflung, dass ich nicht weiß, was ich davon halten soll.
Ich habe wie ein Löwe um mein Leben gekämpft und im Moment zumindest sieht es aus, als hätte ich gewonnen. Es ist nur ein Etappensieg, natürlich. Das Leben ist endlich und der Tod kann warten. Und angesichts dessen, wie lange man tot ist, ist es wurst, wie lange man lebt.
Aber es ist trotzdem tröstlich, dass er es nun auch muss.
Hätte ich die Kraft, loszulassen, wenn das Bleiben mir nichts mehr zu bieten hat?
Hätte ich die Kraft, mich mit einem Lächeln auf den Lippen, für das Schöne, das war, zu verabschieden?
Ich weiß es nicht.

Ich habe geweint. Auch aus Angst, weil ich nicht bereit gewesen wäre. Weil mir meine Freundin in ihrem Schmerz so leid tut. Weil ich gerne bei ihr wäre und sie ein paar hundert Kilometer weg wohnt. Und weil ich den alten Herrn wirklich mochte.
Darf man um einen solchen Menschen trauern? Was hat er verloren? Was hat er verpasst?
Ist die Trauer dann nicht Ausdruck der eigenen Verlustangst?
Oder vielmehr unserer eigenen Angst vor diesem auch uns unausweichlich bevorstehenden Schritt?
Darf man aus Egoismus weinen?
Natürlich, denn es löscht den Schmerz, schließt die Lücke, die gerissen wird. Auch wenn vielleicht eine Narbe bleibt und der Schmerz auch, allerdings mit einer bittersüßen Note. Und es ist tröstlich, dass es die guten Zeiten, die schönen Erinnerungen sind, die uns diese Lücke so vergegenwärtigen. Dass Trauer der Preis für das Gehabte ist, das notwendig endlich ist.
Also pflegt die Lücke.
In unserem Leben. Nicht in dem des Reisenden. Der macht sich auf zu neuen Horizonten, neuen Aufgaben oder glücklichem Vergessen. Wer weiß.

Niemand weiß es, egal wie viel oder wenig wir glauben und vermuten. Es bleibt ein Sprung in unbekannte Wasser.
Aber ich bewundere diese stillen Helden, die dann loslassen und ich wünsche ihnen allen, dass sie dort, wohin sie uns voraus gegangen sind, jenen Frieden finden, den wir uns alle erhoffen.

Mittwoch, 19. März 2014

Frühling - Die Tage vor der Krebs.Bestrahlung

Morgenglanz der Ewigkeit - Pollux TS (www.piqs.de)
Das war ja klar!
Frühling ist nicht nur Sonnenschein. Frühling ist Aprilwetter und da ist nun mal alles drin. Wir haben zwar noch März, aber das stört das Wetter so wenig wie mein Leben.

Nachdem das Wochenende stürmisch aber sonnig so überaus siegreich gelaufen ist, mit der Leipziger Buchmesse und am Sonntag dann intensiven Reiteinheiten und ein paar normalen Stunden mit meinem Mann... befinde ich mich im Höhenflug. Ihr ahnt nicht, wie toll der Frühlingswald riecht.

Doch Mutter Schwerkraft ist ein Biest! Und was für eins. Natürlich, ich muss kein Physiker sein, um das zu wissen.

Die Buchmesse in Leipzig hat mir die Grenzen aufgezeigt. Ich bin halt nicht gesund und selbst die Gesunden werden in Leipzig krank.
Richtig krank bin ich nicht, nur über die Maßen erschöpft. Fix und alle. Selbst schuld.
Unvernünftig aber das war es wert.

Ich mag jetzt in einem Krebs-Blog nicht über das Abenteuer Leipziger Buchmesse sprechen, obwohl ich es sollte, denn ein paar richtig gute Tage zeigen, dass eben nicht alles schlimm ist, dass eigentlich gar nichts schlimm ist, es sei denn, man lässt es schlimm sein.
Ich habe gefühlte 1.000 nette Leute getroffen. Mit gefühlten 500 netten Autorenkollegen gesprochen, gelacht und Kaffee getrunken. Ich habe wunderbare Bücher gesehen und gehört und es war wirklich nett und wenn am kommenden Dienstag mein neues Buch, der "Vampire Beginners Guide" erscheint, dann bin ich jedenfalls gut vorbereitet. Ich hoffe so sehr, dass die Geschichte Anklang findet. Das ist eine willkommene Ablenkung aus dem Einerlei der Krebs- und Jobs-Routine. Auf dem Heimweg hat es geregnet und wir haben einen tollen Regenbogen gesehen. Das ist ein gutes Omen und ich hoffe sehr, dass das mein Buch betrifft. Meine Gesundheit mag ich nicht an so was hängen.
Das Leben geht weiter. Es geht immer weiter - und gerade wenn man so die eigene Sterblichkeit vor Augen hat, ist das eigentlich unsäglich aufbauend. Also habe ich nach der Messe brav am Sonntag weiter am Guide gearbeitet. Nachdem das Lektorat durch ist, muss ich mich noch um ein Vollcover kümmern (für die Printausgabe, also mit Rücken und Rückseite) und die Titelei und die Schmutzseiten... Öder Technikkram, der wenig Spaß macht. Allein das Ausformulieren eines Klappentextes ist schwierig.
So weit so gut. 

Auch in der Arbeit bin ich auch schwer eingespannt. Kaum beschwert man sich, schon bekommt man Arbeit (wir wollen uns doch nicht nachsagen lassen, dass wir einen Krüppel mobben).
Aber ausschließlich in nicht abrechenbare Projekte. Hurra!
All die Peinlichkeiten rund um die OP vergessen wir einfach. Der Mantel des Schweigens ist blickdicht. Die Höflichkeit gespielt. Aber die Fassade verleiht Sicherheit, man kann sich an ihr entlang tasten.
Ansonsten darf mein Job nicht so wichtig sein.
Ich will diesen Menschen keine Macht über mich geben.
Nicht noch mehr, als sie allein aufgrund der wirtschaftlichen Gegebenheiten eh schon haben.
Stolz muss man sich leisten können, hab ich gesagt, aber ganz ehrlich - eine Hornhaut hilft!

Nein, ich will mich nicht beklagen. Ich mache jetzt nach einer Monster-Chemo mit hochdosierten Taxan und einer OP noch diese Bestrahlung und in Anbetracht der Diagnose und der Therapie geht es mir blendend. Es ist eben alles relativ. Selbst mein Geschmackssinn mag mich wieder und prompt nehme ich auch wieder etwas zu.

Leipzig lässt grüßen. Am Montag Abend macht sich eine Erkältung bemerkbar.
Saisonal angepasst. Nichts dramatisches. Laufende Nase, etwas Niesen, leichte Schmerzen in der Blase – aber knapp vor der Bestrahlung ist das grässlich.

Meine Leuko-Werte sind mit 10,2 (statt max 10) auch über der Norm und so habe ich dann nach Schwachsinnsaufgaben für irgendwelche Marketingprojekte, die in der Kanzlei ohnehin nicht umgesetzt werden, meinen Feierabend statt auf dem Krimifest und beim Reiten daheim im Erkältungsbad verbracht.

Egal. Morgen muss ich erst mal zur Voruntersuchung der Bestrahlung. Das wird wieder Hightech und so was finde ich immer spannend. Da kann ich dann ausführlich berichten. Ich hab heut schon gegoogelt und wenn ich weiß, ob das stimmt, dann poste ich wie immer die Links.

Dann heißt es hoffen, dass ich rechtzeitig genug gesund bin, um mich nächste Woche zum letzten Mal krank machen zu lassen.

Welch ein Spaß!
101:18

Sonntag, 9. März 2014

Neue Abenteuer - Krebs und Bestrahlung

Unter unserem Himmel - Nistro01 (www.piqs.de)
Nach dem Abenteuer ist vor dem Abenteuer und weil der Krebs nun mal ein schlechter Verlierer ist, geht es in die nächste Runde.

Sprich für die Vorgespräche zur Bestrahlung, die ungefähr drei bis vier Wochen nach der OP beginnen soll. Mit anderen Worten nächste oder übernächste Woche.

Also kann ich die entsprechenden Vorbereitungsgespräche mit Verwaltung und Bestrahler gleich führen. Zusammen mit den Abschlussuntersuchungen, das wäre doch mal so richtig effizient. Theoretisch.

So wie die Frühlingssonne scheint, fühlt sich das richtig an. Strahlen sind gut. Naja, nicht ganz so schlimm.
Hmhm.
Irgendwie ist so allmählich bei mir die Luft raus. Die Chemo hab ich wie eine epische Schlacht durchgefochten und die OP mehr oder minder humorig als unvermeidliches Nachgeplänkel überstanden. Aber jetzt?
Ich bin irgendwie unentschlossen und weiß nicht recht, was ich von der neuen Situation halten soll. 
Die Chemo ist tatsächlich vorbei. Die OP habe ich auch hinter mir. Angesichts dessen, was die Chemo von einem abverlangt, gibt es eigentlich keinen Grund, sich vor einer harmlosen Bestrahlung zu fürchten.
Andererseits natürlich haben sie das bei der OP auch gesagt, dass die ein harmloser Routine-Eingriff sei - und das war sie nun jedenfalls nach allseitigem Verständnis nicht.
Ich grinse beim Gedanken an die Assistenzärztin. "Das war zwischendrin ganz schön tricky", hat sie gesagt und auch wenn ich das nicht beurteilen kann, weil ich ja nicht dabei war - also jedenfalls nicht bewusst (haha), will ich da nicht widersprechen. Ich hab verdächtige Blutspritzer an meinen Füßen gefunden, die auch bei mir anatomisch Mainstream relativ weit von meiner Brust angebracht sind. 
Zudem ist es natürlich so, dass die Chemo nicht spurlos an mir vorübergegangen ist und daher die Einschätzung relativiert werden muss. Harmlos für Normalos, oder?
Wieder andererseits geht es bergauf. 
Ich hab die Chemo gut durchgestanden und das werde ich jetzt bei dem nächsten Abschnitt nicht ändern... Krebs sieh dich vor!
Auf dem Weg zur Bestrahlungs-Beratung habe ich saisonal absolut unpassend Hitzewallungen - oder vielleicht auch passend. Frühling und so. 
Immerhin friere ich nicht. Draußen schnieselt es, ob das ein Zeichen ist? Der Winter ist ein genauso schlechter Verlierer wie der Krebs. Aber er wird verlieren. Wie der Krebs. 
Das Gespräch läuft anders als erwartet. Bisher hieß es immer, diese Bestrahlung sei vollkommen harmlos, eine reine Routine. Schon allein deshalb, weil sich mein Tumor mehr oder minder aufgelöst habe, sei das nicht mehr als eine Präventivmaßnahme. 
Lächerlich.
Nun, heute klingt es anders. Die Litanei der Nebenwirkungen will und will kein Ende nehmen und allmählich werde ich nervös. Kreislaufversagen, Herzstillstand, Lungenembolie, Schock, Verbrennungen...
Moment. Verbrennungen?
"Ja. Für den Fall, dass ein technischer Defekt während der Bestrahlung auftritt?"
"Ah... Aber werden die Geräte nicht vorher geprüft, regelmäßig gewartet und so?"
Das schon, aber man kann da nicht restlos sicher sein."
Ich nicke. 
"Äh... Wie wahrscheinlich ist das denn? In Prozent?"
"Hm... Etwa 1: 1.000.000"
Ich stutze. In solchen Situationen hoffe ich immer ehrlich, dass Kurt Felix mit der versteckten Kamera hereinstürmt und mich auslacht und mir in diesem Schockmoment einen Wisch unter die Nase hält, mit dem ich für etwas mediale Aufmerksamkeit meine Würde verkaufe und mich zur Erbauung der Nation bundesweit als Depp vorführen lasse. 
Aber leider kommt Kurt Felix nicht. Das tut er nie. 
Und das ist kein Grund zur Freude. 
Denn was sagt das über die Situation aus, in der wir zwei, die Ärztin mit der dicken Brille und ich, jetzt befinden?
Irrsinn des Alltags.
Hat die dumme Nuss mich jetzt gefühlte 2 Stunden in Angst und Schrecken versetzt, indem sie mir mit eulenernster Miene von Pannen erzählt hat, die nur statistisch vorkommen? 
Wie kann man denn einem ohnehin schon nervlich völlig überforderten Menschen das antun, nur damit man dann fein raus ist, wenn es doch passiert? 
Wenn die so überhaupt kein Risiko eingehen wollen, warum arbeiten sie dann nicht als .... Ich weiß gar nicht... als Autobahnmautvigniettenverkäufer?
Wie soll ich solchen Menschen vertrauen, die selbst so gar nicht an ihre Arbeit glauben?
Andererseits - Vertrauen im Klinikbetrieb funktioniert mehr nach dem Stockholm-Syndrom. Man fühlt sich dort als fühlender und denkender Mensch so derart einsam zwischen den ganzen Checklisten-Robotern und DIN-Vorschriftszombies, dass man gar nicht anders kann, als jedem nicht völlig unhöflichen Weißkittel quasi sein Vertrauen hinterherzutragen und aufzudrängen, wenn man in seinem Elend nicht völlig allein sein will. 
Tumortheraupeutisch ist das einerlei. Ganzheitlich betrachtet ist der Schaden enorm. Das ist die eigentlich größte Belastung - dieses Gefühl der Ohnmacht. Das dort nicht ein Mensch ist, der in mir einen Menschen sieht. 
Ganzheitlich. 
Nicht nur einen wandernden Tumor oder ein Fleischgebilde, an dem man jetzt rumschnippselt, oder das man in eine Maschine stopft.
Ich würde gerne lachen, oder weinen. Oder beides. Ich weiß nicht. Das ist typisch für Klinik-Patienten.
Also schüttele ich nur mit dem Kopf.
Meine eulengleiche Ärztin blinzelt hinter ihren schutzschilddicken Brillengläsern und runzelt irritiert die Stirn: "Sie schauen so skeptisch?"
"Ja... Ich war gerade abgelenkt. 1:1.000.000? Das heißt dann, es passiert sicher."
"Nein... Das heißt, dass in 1 Million Fälle nur einmal das passiert..."
Nein, das heißt, dass Frau Dr. Eule, von den erfolgreichsten Büchern des letzten Jahrzehnts keine Ahnung hat und deshalb Therry Pratchetts geniale These zur Beeinflussung der Wahrscheinlichkeitsberechnung nicht kennt, wonach 1:1.000.000-Chancen sich immer realisieren werden.
Egal.
Wie nennt man das Gefühl, wenn einem die Wirklichkeit einfach entgleitet? 
De-Realisation? Grässlich.
Mit einem Seufzen, das alles Elend dieser Welt umfasst und dem in der Klinik einen Ehrenplatz zuweist, widme ich mich wieder meiner Eule und versuche uns zurück in die Wirklichkeit zu bringen. Fort vom Alltag, aber hin in die Wirklichkeit... Jener Welt, die Wirkung hat.
"Äh... lassen Sie uns jetzt einfach mal in ihrer Auflistung möglicher Komplikationen zurückspulen, bis wir an die Stelle kommen, wo wir den Promillebereich verlassen haben..."

Was soll ich sagen? Am Ende sind also doch nur Muskelverhärtungen und Hautirritationen übrig geblieben. Also doch eine harmlose Behandlung. Wie ich es vermutet habe.
Frühlingssonne draußen. Frühlingsoptimismus drinnen.
Das Gespräch mit der Verwaltung läuft gut. 
Die kennen mich noch von der OP-Vorbesprechung, wo ich unbedingt ein Einzelzimmer wollte.
(Ein Einzelzimmer kann man für Beträge buchen, die nicht höher als die von Hotelzimmern liegen. Ich bin normalerweise nicht so vornehm, aber da ich aufgrund meiner Schlafstörung nachts nicht schlafe, ecke ich in einem Mehrbettzimmer unweigerlich an. Nach Rücksprache mit meinem Mann habe ich mir diesen Luxus geleistet. Es waren ja nur ein paar Tage.)
Nächste Woche geht es los. Täglich.
Ah.
"Kann ich dann bitte entweder einen ganz frühen oder einen ganz späten Termin haben? Ich muss ja nebenbei auch noch arbeiten."
"Nein."
"Doch, muss ich, sonst werde ich obdachlos verhungern. Sie kennen meine Hausbank nicht."
"Haha, sie sind ja lustig. Ich kann Ihnen keinen frühen Termin geben."
"Ach? Wieso nicht?"
Ich finde das gerade übrigens gar nicht lustig.
Der Ton der Verwaltungsfrau wird leiernd. Betonte Langeweile.
"Die frühen Termine bekommen die Mütter, die müssen ja ihre Kinder in die Schule bringen."
Ich blinzle, suche Blickkontakt. "Ist das ihr Ernst."
Eine Verwaltungsaugenbraue geht nach oben. Ja, signalisiert sie stumm.
"Mal abgesehen davon, dass das eine hässliche Diskriminierung der Nicht-Mütter ist, verstehe ich das nicht. Denn der früheste Termin ist um 8:00 h. Da sind die kleinen Blagen ja schon in der Schule. Dann hat die Mutter aber bis sagen wir 12:00 h Zeit, bevor der Spross wieder entlassen wird. Ich hingegen bin ab 9:00 h in der Arbeit und komme da frühestens um 18:00 h wieder raus. Mein Chef wird das nicht akzeptieren, dass ich untertags mal mit An- und Abreise so gut anderthalb Stunden fehle. Täglich!"
"Dazu ist er gesetzlich verpflichtet."
"Ja. Wie das so mit den Gesetzen ist, ist die gelebte Praxis eine andere und ich habe keine Kraft, mit meinen Chefs täglich zu kämpfen, denn darauf läuft es raus. Was spricht dagegen, mir einem frühen Termin zu geben? Oder einen späten?"
"Das ist gegen die Regeln." Sie wirft mir einen gequälten Blick zu. "Lassen Sie sich halt krank schreiben."
Ich seufze. "Nein. Denn ich bin ja nicht krank, sondern in empfohlener Vorsorge-Behandlung. Außerdem bin ich arbeitsfähig. Das mag jetzt übertrieben juristisch klingen, aber wenn wir das endlich mal sauber alle so behandeln würde, ginge es unserem Gesundheitssystem gleich deutlich besser."
Die Verwaltungsfrau ist nun endgültig genervt und lässt mich das spüren.
Doch auch ich bin entschlossen und zeige das. In Körperhaltung und Mimik.
Zwei böse Blicke prallen über dem Tresen aufeinander wie Springböcke beim rituellen Paarungskampf.
Ich bin Aszendent Widder und der setzt sich bei so was immer durch.
Ich gewinne das Blickduell.
"Schauen Sie, da um 8:30 h ist doch eine Lücke..."
"Sie dürfen gar nicht in den Bildschirm schauen. Datenschutz und so."
Ich grinse haifischgleich. "Dann müssen sie den Monitor anders stellen. Datenschutz ist Ihr Thema. Nicht meins. 8:30 h ist frei..."
Jetzt nicht mehr. Das ist jetzt mein Slot für die nächsten gefühlten 1.000 Behandlungen.
Na also, geht doch.
Frühling lässt sein blaues Band... Blau ist die Farbe der Hoffnung. Den Rest des Tages nehme ich mir frei. Details zur Bestrahlung schreibe ich Euch demnächst.

Sonntag, 23. Februar 2014

Nix wie weg... - Nach der OP

Cord - Andrew Magill (www.piqs.de)
So allmählich spricht es sich herum, dass ich nicht so gern im Krankenhaus bin. Könnte daran liegen, dass ich diesbezüglich ein selbst mich überraschendes Äußerungsbedürfnis entwickle.
Allen, die mir zuzuhören gezwungen sind, mein aufrichtiges Mitgefühl. Geteiltes Leid ist halbes Leid, eh?
Trotzdem wollten sie mich da behalten. Ich vermute, dass das an dem von mir flugs organisierten Catering-Service liegt. Meine Freunde sind brav und versorgen mich mit Säften, Früchten, Pizza, Brot und Wurst und Edelkonfiserie Cupcakes, die ich mir selber niemals never ever gönnen würde. Das lockt nicht nur Mitpatienten an, sondern auch Pflegepersonal, die mich hungrigen Blickes nach meinem Befinden fragen. Da ich mit vollem Mund dank der emsigen Bemühungen meiner Mutter nicht spreche,
zeige ich großzügig auf die Köstlichkeiten, die ich allein eh nicht verputzen kann. Wenn es viele gleichzeitig gut meinen, haben viele was davon.

Solcherart versöhnt spiele ich mit der Nachtschwester und meiner Freundin bis tief in die Nacht Siedler von Catan - und ich gewinne zum ersten Mal in der Geschichte dieses Spiels! Das werte ich als gutes Omen und bin entsprechend guter Dinge für das Arztgespräch am nächsten Morgen.

Das verläuft mau. Die Wunde suckelt wenig genug, um die Schläuche zu ziehen. Freiheit! Ich verspreche hoch und heilig Zuhause zu bleiben und mich zu schonen. Die Schwester meint, dass ich in der Klinik schon zuviel herumturne und der Arzt mir kein Wort glauben darf.
Wie war das mit der fütternden Hand, die man nicht beißen soll? Vermutlich fürchtet sie nur um den Nachschub, wenn ich gehe. Ich widerspreche also würdevoll und weise darauf hin, dass man wenn die Physiotherapeutin mit einem postoperative Übungen macht, natürlich befehlsgemäß mitturnt. Ist ja der Sinn der Übung, nicht wahr?
Ich sollte wegen der Infektionsgefahr hier bleiben, meint die Assistentin. Ich lache. Wie war das mit den behandlungsresistenten Keimen in der Klinik? Da ich nicht vorhabe, mich im Stall zu wälzen, glaube ich, dass es nur besser werden kann.
Der Arzt nickt nur und meint, auf eigene Verantwortung dürfe ich gehen.

Natürlich ist das auf meine Verantwortung! Wer außer mir hat denn Schmerzen, Rückfälle, Entzündungen oder sonstige Nachteile, wenn es schief gehen sollte? Gesundheit ist unbezahlbar, das jedenfalls habe ich auf die harte Tour gelernt.

Das Schläuche ziehen nach einer OP ist auch nix, wovon man süchtig wird. Und bei mir müssen gleich drei Schläuche raus. Den ersten macht der Arzt selbst raus. Humanmetzger. Ich bin wirklich nicht wehleidig und habe viele, teils üble Sportverletzungen mit stoischem Heldenmut getragen und die teils feldchirurgische Erstversorgung tapfer ertragen. Wenn ich also ernsthaft erwäge nach einem Beißholz wie in einem alten Western zu fragen, wenn die Kugel rausoperiert werden muss, dann heißt das was.
Brrr.
Erstaunlich wie verwachsen der Schlauch schon ist. Sie heilen schnell...
Gnnnn.... Soll das jetzt ein Kompliment oder ein gut verpacktes "Selbst schuld" sein? Ich blinzle tapfer Tränen beiseite und atme langsame aus. Nicht auszudenken, wie sich das angefühlt hätte, wenn wir die Schläuche noch einen Tag länger drin gelassen hätten.
Der Notfallpieper rettet mich. Der Arzt entschuldigt sich und kurz darauf kommt eine Schwester, um die verbleibenden beiden Schläuche aus meinem malträtierten Torso zu basteln.
Mir graut. Ich rechne mit dem Schlimmsten und beiße fest die Zähne zusammen.
Und warte.
Das war der Nächste, sagt die Schwester und zeigt mir ein Schläuchlein.
Aber ich hab gar nichts gespürt. Die Schwester grinst. Den hat sie gut erwischt, meint sie bescheiden. Ich nicke nur und lehne mich ergeben zurück für den dritten und letzten.
Der ziept. Wie Fädenziehen. Unangenehm aber erträglich. Ob die Schwester so begnadet war, oder der erste Schlauch einfach ein Biest. Ich weiß es nicht.
Auf jeden Fall bin ich erleichtert, dass ich gehen darf.
Wie bestellt, wird an dem Tag auch mein Gästesitzplatzbett von einer anderen Patientin belegt. Das ist ein Omen. Ich wünsche ihr alles Gute, lass ihr die Blumen und ein bisschen von dem Kuchen da, den sie hungrigen Auges so bewundert hat. Und bin FREI!

Seht es mir bitte nach, dass ich das erst einmal genossen, statt beschrieben habe.
Die Nachuntersuchungen und dann die Bestrahlungsvorbereitungen folgen natürlich bald.
Jetzt aber feiere ich erst einmal, dass nach der Chemo mit der OP auch der 2. Akt des Dramas spannend aber glücklich beendet ist. 

Donnerstag, 13. Februar 2014

Kampf dem Suckelbeutel - Brustkrebs nach der OP - Freundschaft ist...

Herkunft unbekannt - das hat mir ein Freund per Mail zum Trost geschickt
Gefangenschaft ist Folter.
Ich will aus dem Krankenhaus. Hier ist es langweilig. Ich habe nur phasenweise Internet und das Essen ist unterirdisch.
Wie soll man zu Kräften kommen, wenn man nichts zu Essen bekommt?
Oder vielmehr Essen, dessen größter Vorzug darin besteht, dass es so wenig ist, dass einem davon ungeachtet der "Qualität" nicht ernsthaft schlecht werden kann.
Und das sage ich jetzt nicht, weil mein Mann so ein hervorragender Koch ist (Was er ist).
Wer bitte kocht denn in einem Krankenhaus, in dem es überwiegend Mehrbettzimmer gibt, mit Bohnen, Knoblauch, rohen Zwiebeln oder fetter Wurst?!
Das ist weder mit Schonkost noch mit Kantinenküche zu entschuldigen.
Ich bin sehr froh um mein unterbelegtes Doppelzimmer.
Trotzdem bin ich unglücklich. Weil ich hungrig bin. Wer mich besucht, während das Essen noch sichtbar ist, bricht spontan in schallendes Gelächter aus.
Ich find es nicht lustig.
Aber ich schweife schon wieder ab.
Also zurück - ich will heim.
Ich will wirklich heim. Zuhause ist da, wo Dich Dein WLAN kennt...
Aber das geht erst, wenn die Drainage gezogen werden kann. Oder vielmehr, wenn ich wen finde, der sie mir zieht.
Also will ich die Drainage gezogen haben.
Aber das geht erst, wenn die Wunde nicht mehr zu sehr nachnässt.
Also will ich wissen, was nicht mehr "so sehr" heißt.
Unter 50 ml/Tag.
Hm.
Und was kann ich tun?
Nix. Geduld haben.
Hungern?
Nein, das hat darauf keinen Einfluss.
Warum wundert mich das jetzt nicht?

Ich liege also auf meinem Gummibett und lese.
Oder vielmehr, ich würde lesen, wenn ich dazukäme.
Aber ich komm nicht dazu, weil ich von unglaublich vielen Leuten besucht werde.
Das ist echt wunderbar. Ich bin total gerührt...
Meine Familie, meine Tante, meine Cousine und ihr Mann, meine Schwester mit Freund...
Dann meine Kollegin, meine Sekretärin und eine andere Kollegin.
Ein Freund meines Mannes (mit einer Schachtel Pralinen! Ich muss mich beherrschen, damit ich ihm nicht das Geschenk aus der Hand reiße und mit dem Karton vernichte!)
Dann meine Rollenspieler im Pulk.
Das ist wahnsinnig lieb.
Und ich bin froh, dass wir genug Platz für so viele Leute haben.
Allmählich kommt Partystimmung auf.
Es fehlt nur noch vernünftige Musik - mein Handy stößt bei der Beschallung an Grenzen, aber gut.
Wir sind ja im Krankenhaus.
Klinikparties haben eben ihr ganz eigenes Flair.
Und zuletzt kommt auch noch ein Freund eigens aus Stuttgart angereist.
Das finde ich schon sehr süß.
Freundschaft ist, wenn man nicht allein allein ist.
Seid für Eure Freunde da. Auch und gerade wenn es nicht einfach ist.
Sonnenschein erträgt man wunderbar allein (außer in der Wüste vielleicht), aber wenn es kalt und nieslig ist, dann braucht man Zuspruch und Gesellschaft.
Auch wenn man es manchmal nicht zugeben will.
Der Mensch ist ein Herdentier. Und selbst wenn man seine Freunde dann wegschickt, sich in die Kissen vergräbt und allein sein will - so lasst Euch nicht täuschen.
Man braucht jemanden, den man nicht sehen können will, um richtig gut allein zu sein.
Wenn so jemand nicht da wäre, wäre man nämlich nicht allein sondern einsam.
All-Ein => Alles und Eins. Das ist der Trick dabei.

Aber ich war einfach froh, dass ich so viele Freunde habe, die sich mit mir freuen, dass jetzt das Schlimmste überstanden ist.
Wenn einem so viele Daumen gedrückt werden, dann muss man irgendwas richtig gemacht haben.
So vergeht die Zeit wie im Flug.
Leider suckelt meine OP-Brust doch ziemlich.
Das sieht böse so aus, als würde ich nochmals besucht werden müssen.
Mal sehen, was morgen ist.
Und ob ich da wieder zum Bloggen komme...

Sonntag, 9. Februar 2014

Überlaufventil - Loblied für Krankenschwestern

Das Wochenende zieht sich trotz all der vielen Besuche, die ich bekomme und der Care-Pakete, die sie mir mitbringen, damit ich nicht verhungern muss.

Also wie es Menschen gibt, die auch nur eine Mikrosekunde länger im Krankenhaus als nötig, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben.
Nein, wer gesund genug ist, um notfalls davonzukriechen, sollte das auch tun. Die von Krankheit, Angst und Verzweiflung geschwängerte Atmosphäre, das schlechte Essen, die endlos langen Arbeitstage, das organisierte Chaos, die Befindlichkeiten (und damit meine ich nicht die der Patienten, um deren Befinden es eigentlich gehen sollte)...

Daher bewundere ich auch jene, die sich dazu entschlossen haben, hier lebenslänglich einzuchecken. Das Klinikpersonal. Die Ärzte, die Pfleger, die Physios, die Putzleute, die Assistenten... All jene, die mit einem gerüttelt Maß an Idealismus antreten und sich tagtäglich dem Irrsinn stellen, die versuchen, es wenigstens ein bisschen besser zu machen und sich dabei selbst aufarbeiten, bedroht von multitoxischen Suchten, echter, in jahrelanger Überforderung gereifter Burnouts und selbstzerstörerischen Zynismus...
Doch auch da gibt es Unterschiede.
Assistenten haben nicht viel mit den Patienten zu tun, die es dem Personal oft noch zusätzlich schwer machen - in Notwehr meist, aber eben doch und keineswegs ausschließlich. Idioten gibt es auf beiden Seiten des Bettes. Ärzte hingegen haben die Hoffnung auf Karriere, gute Bezahlung und den Lotusblüten-Effekt versiegelten Nimbus des Halbgottes in Weiß, der einen zumindest auf allen Partys gut ausschauen lässt. Ich bin Rechtsanwalt. Ich weiß, mit wem ich mir den Platz teilen muss.
Aber wer eigentlich den Laden schmeißt, das ganze Unternehmen am Laufen hält und irgendwie auch noch funktionsfähig - das sind die Pfleger und Schwestern.

Auch wenn ich zugebe, dass Krankenbruder irgendwie dämlich klingt, finde ich es schade, dass wir keinen besseren Namen als "Pfleger" haben, einen Titel, der auch zu einem Zoowärter oder einem Fuhrparkbeauftragten passen würde. Schwester klingt vertrauensvoll und nah. Menschlich. Zwischenmenschlich... Warm. Darum halte ich mich mit meinem Dank an die Schwestern. Auch an die männlichen unter ihnen. Auch wenn sie hetero sind. Herrgott - es ist echt grässlich, in politisch korrekten Zeiten zu leben. Wobei diese political correctness nach meinem Dafürhalten ungefähr so sinnig ist, wie der Impuls auf eine eitrige Wunde ein Pflaster zu kleben, weil man sie dann nicht mehr sieht. Aber egal, darüber rege ich mich ein anderes Mal auf. Heute ist Sonntag und ich wollte mal versöhnlich sein.

An dieser Stelle deshalb mein ehrliches und aufrichtiges Kompliment an die "Schwestern".
Das ist ein Knochenjob mit mieser Bezahlung in einem ganz und gar ekligen Umfeld.
GREAT JOB!
Wirklich.
Und sie sind meistens nett.
Und nur gerade genug nicht nett, dass man sieht, dass sie menschlich sind.
Was in diesem Umfeld unmenschlich ist.
Also ich könnte das nicht.

Und darum widme ich diesen Post heute all den großartigen Menschen, die dafür sorgen, dass wir gut genug versorgt sind, um zu jammern. Ich muss ja nicht immer nur über mich reden.

Die Geschichte ist schon älter, ich hab die vor Jahren mal in irgendeiner Notaufnahme gelesen und versuche sie einigermaßen richtig wiederzugeben. Denn sie ist so gut, dass ich nicht wüsste, wie ich das besser machen kann. Also - here we go:

Die Legende von der Erschaffung der Krankenschwester
Als der liebe Gott die Schwester schuf, machte er bereits den sechsten Tag Überstunden.
Da erschien ein Engel und sagte: „Herr, Ihr bastelt aber lange an dieser Figur! Wir haben unser Budget schon ausgeschöpft und im übrigen sitzen alle Engel schon unten in der Halle und würden gern mit ihnen anstoßen."
Der Liebe Gott wischte sich den Schweiß von der göttlichen Stirn und seufzte: „Hast du die lange Liste spezieller Wünsche auf der Bestellung gesehen?”
Der Engel trat an die Pinnwand und musterte skeptisch die Aufgabenbeschreibung:

  • Sie soll als Frau und Mann lieferbar sein,
  • wartungsfrei und leicht zu desinfizieren, aber nicht aus Plastik,
  • sie soll Nerven wie Drahtseile haben und 
  • einen Rücken, auf dem sich alles abladen lässt,
  • dabei aber so zierlich, dass sie sich in viel zu kleinen Dienstzimmern wohl fühlen kann.
  • Sie muss fünf Dinge zur gleichen Zeit tun können und 
  • soll dabei immer noch eine Hand frei haben.
Da schüttelte der Engel den Kopf und sagte: “Sechs Hände, das wird kaum gehen!”
“Die Hände machen mir keine Kopfschmerzen”, sagte der liebe Gott geduldig, "aber..."
Die Hand Gottes wies auf den nächsten Punkt der Liste:
  • aber die drei Paar Augen, die schon das Standardmodell haben soll!  
Der Engel blies mit gesträubten Flügelfederchen durch die Nase. "Wozu denn bitte?"
Ein Lächeln umspielte die göttlichen Lippen. "Weißt du das nicht? Ein Paar, das nachts durch alle Wände sehen kann, damit eine Nachtwache zwei Stationen betreuen kann. Und ein zweites Paar im Hinterkopf, mit dem sie sieht was man vor ihr verbergen möchte, was sie aber unbedingt wissen muss und natürlich das eine Paar hier vorn, mit dem sie einen Patienten ansehen kann und sagen: Ich verstehe Sie und bin für sie da – ohne dass sie ein Wort sprechen muss..." Der Liebe Gott kicherte und es klang ein bisschen wirr.
Der Engel zupft ihn leicht am Ärmel und sagte: „Geht schlafen, Herr und macht morgen weiter“
“Ich kann nicht”, rief der liebe Gott, “wir sind in Eile. Aber immerhin habe ich bereits geschafft, dass...”
Goldene Häkchen erschienen wie aus dem Nichts neben den nächsten Punkten auf der Liste...

  • sie fast nie krank wird, und wenn, dann heilt sie sich selbst; 
  • denn sie kann begreifen, dass 10 Doppelzimmer 40 Patienten bedeuten kann, aber 10 Stellen oft nur 5 Schwestern sind.
  • Sie hat Freude an ihrem Beruf, der alles fordert und daher wenig bezahlt ist. 
  • Sie kann mit Schaukelschichten leben und kommt mit wenigen freien Wochenenden aus.

Der Engel ging langsam um das Modell der Schwester herum.
“Das Material ist zu weich”, seufzte er.
"Aber daher flexibel und zäh", entgegnete der Liebe Gott. “Du glaubst gar nicht, was das alles aushält! Sintfluten, Plagen... Sie muss meinen Kindern in allen Lebenslagen beistehen.“
“Kann sie denken”, fragte der Engel?
“Nicht nur denken, sondern auch urteilen und Kompromisse schließen”, sagte der Liebe Gott und klang ein ganz klein wenig stolz dabei. "Pragmatismus", so wie Gott das aussprach, klang es wie ein Zauberwort.
Plötzlich beugte sich der Engel vor und fuhr mit dem Finger über die Wange des Modells.
“Da ist ein Leck”, sagte der Engel. “Ich habe Euch ja gesagt, Ihr versucht zu viel in das Modell hineinzupacken.”
“Da ist kein Leck… das ist eine Träne!” Gott klang etwas indigniert.
“Wofür ist die?”
„Sie fließt bei Freude, Trauer, Enttäuschung, Schmerz und Verlassenheit“, sagte der liebe Gott versonnen:
Die Träne ja….. die Träne ist ein Überlaufventil!
Sonst würde die Schwester all das gar nicht aushalten.

Freitag, 7. Februar 2014

Back to Life - Krebs nach der OP

Gute Nacht.
Fragezeichen Weinbergschnecke - Pixelpony (www.piqs.de)
Unglaublich, wie ich mich darüber freuen kann, als ich endlich in "mein" Krankenzimmer darf...

Erstaunlich wie schnell man bereit ist, selbst so was gar nicht anheimelndes wie ein Krankenzimmer als Heimat anzusehen, wenn nur die Alternative in Form von Not- und Wachräumen grässlich genug ist.

Das alles ist so grotesk, dass man es eigentlich als Sit-Com abheften muss und ich hoffe, all die lieben Leser, die sich an meine Grusel-Comic-Erlebnisse schon gewöhnt haben, empfinden es auch so. Ich kriege ja Feedback meist mit weinenden Augen, aber ich spüre, dass da auch lachende Augen sein werden. Und das ist gut so. So soll es sein. Man muss den verborgenen Witz im Leben finden, hervorzerren und gnadenlos belachen.

Und daher geht es munter weiter wie im Irrenhaus:

Obwohl in der Kanzlei explizit im Kalender gestand hat, dass ich am Montag die OP hatte, wurde ich während meiner ungeplant langen Abwesenheit am Dienstag mit Mails bombardiert.
Wo Dateien sind, die ich ordnungsgemäß im Akt gespeichert hatte?
Ob ich bitte dies oder das machen könnte...?
Was mir einfällt, mich nicht zu melden?
Wo die Akten bleiben?!
Warum ich mich nicht auf Mails antworte??!
Hallo?!?

Es gipfelt, während ich das lese und mich immer noch schwach fühle mit der unglaublichen Mail: "Schwingen Sie jetzt ihren Hintern vor einen PC und mailen Sie die Dokumente!!!"

Ich bin am Dienstag Mittag immer noch unter Restbetäubung oder stehe wegen der OP neben mir oder - ich weiß auch nicht, wo genau ich mich befinde. Auf dem falschen Planeten vielleicht.
Auf alle Fälle maile ich nur knapp zurück: "Sorry, die OP war schwieriger als erwartet. Da ich dabei fast verblutet wäre, komme ich erst jetzt auf mein Zimmer. Hier habe ich kein Internet, aber ich frage, ob ich mich auf der Station irgendwo aufschalten kann. Die Dateien habe ich ordnungsgemäß gespeichert, unter dem Namen des Mandats..."
Ich gebe zu, dass ich beim Tippen mit etwas Abstand das nur damit erklären kann, dass ich noch unter Drogen stand. Die Reaktion ist nur toxisch zu erklären. Auf beiden Seiten.
Fünf Minuten später kommt die Entwarnung. "Daten sind da."

Von der Kollegin, die mich später besucht, erfahre ich, dass die Dateien natürlich gemäß Büroanweisung gespeichert waren. Ich wusste ja, dass ich im Krankenhaus sein werde und habe das sauber vorbereitet.
Aber gestresst war ich trotzdem. Ich weiß auch nicht, aber inmitten des Büroterrors entwickle ich wirklich das Gefühl, mich dafür entschuldigen zu müssen, dass ich Krebs habe, dass ich mich operieren lassen muss, dass ich während der Chemo immer wieder tageweise ausgefallen bin, obwohl ich das über Überstunden wieder reingeholt habe.

Völlig erschöpft, emotional wie körperlich, liege ich erst mal in meinem Bett und weine ein bisschen.
Dann nutze ich die Gelegenheit bis zur OP-Nachbesprechung nachmittags, um mich zu reinigen.
Obwohl ich ein anderes Hemdchen anhatte, als ich aufgewacht bin, finde ich wirklich bis runter zu meinen Füßen immer noch ein paar verräterische Blutspritzer. "Viel Blut verloren" klingt so geordnet, so klinisch. Tatsächlich ergibt die CSI-Analyse, dass es ein unglaubliches Gepritschel gewesen sein muss...
Na ja, jetzt bin ich sauber und habe ein paar Fragen an das OP-Team.
Der Chef-Operateur ist nicht da, unvorhergesehener OP-Termin, aber dafür alle anderen bis runter zum Praktikanten. Das Zimmer ist regelrecht überfüllt.
Hmpf.
Der Vize-Chefarzt gibt widerwillig, aber auf beharrliches investigatives Fragen dann doch Auskunft...
(Es ist manchmal blöd, wenn man Anwalt ist. Die Menschen reagieren nur noch einsilbig wie Verbrecher auf Fragen.)
Ich betone mehrfach, dass es mir gut geht und ich wirklich nur gern wissen würde, was denn nun schief gelaufen ist. Es sind ja nur Abzüge in der B-Note. Das Hauptziel ist erreicht.
Die Antworten kommen stockend, aber ich weiß, wie man fragen muss.
(Es ist manchmal gut, wenn man Anwalt ist. Die Menschen erwarten erst gar nicht, dass man nett ist und einen mit blöden Fragen verschont).
Der langen, für beide Seiten quälenden Rede kurzer Sinn:
Es war eine klassische Eselei, die das da ausgelöst hat. So einfach Pech, wie man manchmal eben auch Glück hat. Statistische Ausreißer in der Routine.
Die OP selbst lief perfekt. Bis zum Schluss beim Rausziehen... Da ist irgendwie eine der großen Arterien beschädigt worden. Und sie gab sich dann widerspenstig, die Arterie. Hat Blut gespuckt wie blöd und es waren drei Konserven nötig, um die Sauerei wenigstens inwendig auszugleichen und mich wieder aufzutanken.
Aber jetzt ist alles in Ordnung.
Die Narbe selbst ist schön geworden.
Ich betrachte kritisch meine Brust und zucke, so gut es mit dem Verband geht, die Achsel.
Wenn er sagt.
Ich sehe da nur Fäden auf einer verquollenen Wurst, die dort vorher nicht war.
Unter der Achsel habe ich jetzt noch eine zweite Narbe - des Notschnitts wegen, der zum Blutung stillen erforderlich war.
Ich kann ihn nicht sehen und eigentlich ist mir das auch egal.
Die Optik meiner Achsel ist jetzt für mein emotionales Wohlbefinden nicht ganz an vorderster Front verantwortlich und wenn ich die Wahl hätte, wo ich meine Falten am Liebsten tragen würde ... läge sie vermutlich auf Rang zwei gleich nach den Fußsohlen. (Das Gesicht ist jedenfalls - das muss hier mal OT gesagt werden - ein wirklich ungeeigneter Ort! Wie viel leichter könnten sich Menschen wiederfinden, wenn diese Veränderung des primären Erkennungsmerkmals nicht wäre... Nein Gott ist eindeutig männlich. Einer Frau wäre das nicht passiert).

Das mit diesem Schnitt ist schon lustig. Wenn wir - wie ich in der Vorbesprechung zu fragen gewagt habe (und ich hab's auch hier erzählt) - gleich unter der Achsel geschnitten hätte, hätte ich jetzt noch ein paar Liter eigenes Blut mehr und nur eine Narbe.
Das kommt davon, wenn man dann so arrogante Antworten gibt, dass wahre Könner eben nicht dort oben, sondern theoretisch diskreter bei der Brustwarze den Schnitt ansetzen, um dann unter der Haut zum Tatort vorzudringen. Das war Hochmut und der kommt vor den Fall - nur dass ich es bin, die dabei die Beulen kassiert.

Na gut, aber fair muss man bleiben - das soll nicht passieren, aber es kann passieren. Und den Krebs haben wir besiegt. Da regen wir uns doch über einen Schnitt nicht auf. Ein bisserl Schwund hat's immer. Kollateralschäden.
Außerdem bin ich müde.
Die Wunde blutet ziemlich nach und der Suckelbeutel, also jenes an Schläuchen hängende Gummifläschchen, dass die aus meinen OP-Wunden austretende Lymphflüssigkeit auffangen soll, muss recht oft geleert werden.
Lymphdrainage heißt das in Fachkreisen und sei, so wird mir versichert, völlig normal.
Bei fast jeder Operation kann es nach dem Eingriff zur Ansammlung von Wundsekret, Blut oder Gewebsflüssigkeit kommen. Geringe Mengen an Flüssigkeit können vom Körper selbst absorbiert und abgebaut werden. Um den Heilungsprozess zu erleichtern und die Ansammlung von Flüssigkeit in der Wundhöhle zu verhindern, werden Drainagen eingelegt.
http://www.chirurgie-portal.de/ratgeber-operation/operation/drainage.html

Als nächstes kommt die Physiotherapeutin und zeigt mir ein paar Übungen, zur Wiederherstellung der Gelenkigkeit.
Da ich im Vorfeld seit Erhalt meiner Diagnose bereits täglich vortrainiert habe (Schultermuskulatur bis zum Abwinken gedehnt), ist die Physio ganz angetan, von den Ergebnissen unserer ersten Einheit. Ich kann das nur jedem empfehlen. Es lohnt sich, da schon vorzuarbeiten. Je fitter man vorher ist, desto leichter fällt es nachher!
http://www.joggen-online.de/lauftraining/stretching-und-dehnuebungen/dehnuebungen-schultern-arme.html
(Dieser Link bezieht sich zwar auf Lauftraining, doch die Übungen sind dieselben und die Zeichnungen und Erläuterungen sehr gut nachvollziehbar wie ich finde. Es gibt aber auch auf Youtube viel Material dazu.)
Na also. Back to life!

Am Abend bemerke ich entsetzt, dass ich durch die Zimmerwechsel das Frühstück und durch die OP-Besprechung irgendwie das Mittagessen verpasst habe. Ich bin jetzt seit fünf Mahlzeiten nüchtern und das zehrt allmählich an meinen Kräften.
Aber der Reihe nach.
Nachmittags und abends kommen dann erstaunlich, wirklich erstaunlich viele Leute zu Besuch.
Ich wusste gar nicht, dass ich so viele Freunde habe.
Kollegen, meine Spieler, mein Mann natürlich, meine Tante, meine Cousine... es ist rührend und ich bin gerührt.
Wenn jetzt noch das Essen genießbarer wäre, wäre alles perfekt.
Doch das Essen ist eine Frechheit. Wirklich. Nicht weil ich verwöhnt bin.
Ich habe Hunger und ich würde gern essen - aber das... geht... nicht... Leberwurst und Stinkekäse und doch gleich eine ganze Cocktailtomate, die einer vom Leben gekrümmten, verkrüppelten Essiggurke in ihrem Fach Gesellschaft leistet.
Und dann ein Joghurt.
Immerhin.
Ich esse die Brotscheibe trocken und erlöse Tomate und Gurke von ihrem Leiden.
Den Geruch der Beläge ertrage ich nicht.
Wie gut, dass das zweite Bett in meinem Zimmer gerade nicht belegt ist.
Das haben wir eh am Nachmittag als Sofa gebraucht, weil für all die Gäste nicht genug Stühle da waren. Hoffentlich kommt morgen noch jemand zu Besuch. Sonst sterbe ich an Langeweile - und das wäre nach all den Strapazen doch wirklich schade.
Nachdem ich am Verhungern bin, hole ich mir, als alle wieder gegangen sind und es im Krankenhaus ruhiger wird, einen weiteren Besuch.
Den Pizzamann.
Die Schwester macht große Augen und ist irritiert. Doch als ich ihr ein Stück anbiete, sagt sie nicht nein und wir werden Freunde.
Und auch wenn ich wahrscheinlich zu hungrig war, um wirklich kritisch zu sein: Diese Pizza Magaritha war die Beste, die wirklich Allerallerbeste, die ich je gegessen habe.
Der Krankenhaus-Rhythmus ist nichts für Nachtaktive wie mich. Aber die Schwester freut sich über ein bisschen Unterhaltung.
Ich mich auch und so ist es wie immer im Leben auch beim Small-Talk ein stetes Geben und Nehmen.
Müde und satt - wie schön ist datt.
Mit einem Gähnen begebe ich mich zur Ruhe. Der Arm suckelt auch wenn ich schlafe. Die Schmerzen sind auch ohne größere Schmerzmittel tolerabel.
Ich finde sogar eine einigermaßen bequeme Position und darf das Fenster in meinem nur von mir belegten Zimmer kippen.
Eigentlich perfekt.
Wenn nur diese Gummimatte als Matratzenschoner nicht wäre. Wegen der schwitzt man nämlich fürchterlich von unten her. Also nicht perfekt.
Aber gut.
Es fühlt sich richtig an.

Mittwoch, 5. Februar 2014

Blutbad - OPs, die schief gehen

So ein OP-Tag birgt Abenteuer und Schrecken der ganz besonderen Art. Gerade für jemanden wie mich, der bislang seit seiner Geburt zwar dank seines ausgeprägten Schusseltums oft in den Notaufnahmen war, aber nie mehr stationär...
Blutregen-Blogya
Aber der Reihe nach:
Morgens erst einmal wie verabredet einrücken und Zimmer beziehen. Das war erst einmal schon ein Schock. In dem Zimmer herrschen subtropische Temperaturen, ungefähr dieselbe dampfige Luftfeuchtigkeit und es schlägt einem ein Geruch entgegen wie beim Elefantenhaus im Tierpark.
Mitten drin in diesem überwältigenden olfaktorischen Mikrokosmos sitzt eine alte Dame und brüllt die Schwester und mich an: "Das Fenster bleibt zu!"
Ich muss den ersten Panikanfall unterdrücken. In dem Mief halte ich es keine 5 Minuten aus und eine Nacht schon gar nicht, ich schlafe auch im Hochwinter bei offenem Fenster.
Nun, wenn ich Glück habe, wird sie heute entlassen..
Ich habe eh keine Zeit, mich um das jetzt zu kümmern, denn nach dem gefühlten 700sten Ultraschall wird jetzt als OP-Hilfe nochmals ein Faden eingeschossen, der die Stelle markiert, an der einst der Tumor gesessen ist und wo die Wahrscheinlichkeit gefährlicher Al Qaida Zellen (Edit: Liebe NSA, kein Grund zur Panik, dies ist ein Terroristenfreier Krebsblog. Cancer, you know?) am höchsten ist.
Ich vertreibe mir die Zeit mit meinem Tablet. Schöne neue Welt.
Alles OK, Termin ist am Nachmittag, je nach Ablauf der anderen OPs, so zwischen 14.00 und 16.00 h. Eine Schwester sagt mir rechtzeitig Bescheid.
Dann bin ich wieder auf meinem Zimmer, lüfte heimlich in Abwesenheit der alten Dame und warte, dass die Zeit vergeht. Der Minutenzeiger trödelt, es ist unfassbar. Die alte Dame kommt, um ihr Gepäck zu holen. Sie freut sich gar nicht so sehr, dass sie nach Hause darf. Sie hat Angst, dass ihre Wohnung zu kalt ist, jetzt wo sie drei Tage nicht zu Hause war.
Warum wundert mich das nicht?
Ich helfe packen, es hilft die Zeit vertreiben. Dabei jammert die Arme, dass sie so friert. Erstaunlich bei Raumtemperaturen um die 25°C, aber gut... wenn ich gewusst hätte, dass sie auscheckt, hätte ich mit dem Lüften gewartet. Andererseits - sie ist so blass, dass etwas Sauerstoff gewiss nicht schadet. Die Dame geht, doch die Schwester kommt nicht. Ich sitze auf meinem Bett und warte. Warte. Warte.
Dann endlich der erwartete Ruf.
Ich muss ungeschminkt (also ohne mein "aufgemaltes" Gesicht) und ohne Perücke oder Hut in den OP.
Das ist entsetzlich. Wenn sie einem wenigstens eine Mütze lassen würden.
Weil sie mich auf diesem Wagerl quer durch alle Stationen des Krankenhauses fahren. Ich fühle mich dabei so grässlich schutzlos, hilflos und allein. In diesem riesigen Bett ganz ohne Haare. Es ist furchtbar.
Entsprechend fertig bin ich mit den Nerven als ich in den Anästhesie-Raum komme.
Da wird es nicht besser, wenn man mich um meine Meinung fragen würde, was natürlich wohlweislich keiner tut. Es ist noch nicht einmal jemand da, dem ich ungefragt meine Meinung sagen könnte.
Ich liege da in diesem kalten Raum und friere und verstehe plötzlich die alte Dame.
Frieren ist nicht schön und ohne Haare frieren, ohne Mütze und alles, das ist wie wenn man in- und auswendig gleichzeitig friert.
Ob dann, wenn Eiszapfen wachsen würden, diese Kegelform hätten, mit der dicksten Stelle auf meiner Haut? Würde es ein großer Eiszapfen sein und ich ein Conehead - oder vielmehr viele, viele kleine und eine Igelfrisur mal ganz anders interpretiert.
Dann kommt die Anästhesieschwester um mich mit dem Narkotikum aus meinen Frostfantasien zu befreien. Dann werde ich zwar vermutlich immer noch frieren, aber ich kriegs nicht mehr mit. Das ist fast genauso gut, wie nicht frieren.
Bis auf die dann unvermeidliche Erkältung.
Doch weit gefehlt - die Schwester fesselt mich erst mal in bester Shades of Grey-Manier ans Bett wie einen enthaarten, hilflosen Heiland, mit weit ausgebreiteten Armen. Damit ich in der OP nicht versehentlich zucke. Logisch, in meinem Interesse, klar.
Und trotzdem - gar nicht schön.
Gar nicht schön.
Die Schwester geht und ich bleibe zurück.
Gefesselt mit ausgebreiteten Armen und verrutschter Decke.
Frierend, weil gefesselt. Mädels, bevor ihr Shades of Grey weiterempfehlt, versucht das mal.
Ist gar nicht lustig.
Ohne Haare und besorgt. Sehr besorgt.
Weniger mutige Menschen wären vielleicht panisch.
Gefesselt nackt im Bett in irgendeinem OP-Keller auf einer Trage ohne Decke.
Das ist kafkaesk.
Oder die Einleitung zu einem Splatter-Movie.
Super. Fantasie kann auch ein Fluch sein.
Die Schwester kommt wieder und mit ihr eine Gasmaske. Ich soll zählen, doch dazu komm ich gar nicht, so schnell geht das.
Puff. Weg. Licht aus.

Mittendrin wache ich auf.
Oder ich träume. Träume ich? Wache ich?
Das ist gar nicht so einfach, wenn man narkotisiert ist und das Hirn statt der gewohnten Präzisionswaffe eine plüschige Watteeinheit.
Grün... scharfer Geruch... Hektik... Ein Tuch über meinem Kopf?... Schläuche und Piepen... Hektik.... Rot....
Rufe: "Sie kommt, sie kommt. Schnell!"
Schock! Ich erschrecke!
Dann wird es wieder dunkel. Weg. Licht aus.
Das nächste Mal erwache ich in einem Gang unter einer Neon-Leuchte im Stau mit anderen Betten. Wie in der Rush-Hour. Ich wusste, dass OPs Massenbetrieb sind, aber die Szene ist grotesk.
Blöd, wenn man mit einem Schrecken einschläft, weil man dann aufschreckt, in dem Moment, in dem das Adrenalin das Narkotikum überwältigt.
Schlagartig körperlich, aber leider ist das Großhirn noch nicht auf der Höhe und in Standby kommen seeeehr seltsame Eindrücke dabei heraus.
Ein Arzt rumpelt vorbei und ruft mir zu: "Kein Sorge, wir haben jetzt alles wieder im Griff."
Ok. Das ist definitiv eine der Aussagen, mit der man nicht beruhigt wird.
Griffe kann ich nicht bemerken und sein Laufschritt vermittelt da auch nicht gerade Bestätigung in Sachen Kontrolle.
Und "Jetzt wieder" schreit nach der Frage - wann nicht?
Es sollte keiner Erklärung bedürfen.
Garstig.
Jetzt bin ich richtig besorgt.
Ein anderer Arzt kommt. Stellt mir für so eine dämliche Studien Fragen, ob ich weiß, wo oben ist (bei der Lampe) und unten (Unter mir) und wie ich heiße... Ich will wissen, was passiert ist. Er sagt, ich soll antworten. Also nenne ich meinen Namen und ich frage dann zurück, nochmals, was eigentlich passiert ist. Aber der Arzt ist schon wieder weg.
Ich sehe reichlich Blut an meinem Arm und bin besorgt.
Das nächste Mal wache ich einem großen Saal mit tausend piependen und blinkenden Geräten auf.
Schlimm.
Emergeny Room-Stimmung. Habe ich erwähnt, dass cineastische Bildung fast so schädlich ist wie blühende Fantasie?

Ich verstehe die Geräte nicht, aber zwischen ihnen huschen vermummte grüne Menschen herum.
 Banges Warten schließt sich an. Ich bin im (Über)Wach(ungs)Raum - statt wie erwartet und angekündigt in einem netten (Auf)Wachraum.
Und immer noch kommt keiner, der mir sagt, was los war.
Ich überlege verzweifelt, wie ich in Erfahrung bringe, warum ich hier bin und nicht in dem kuschligen Aufwachraum, den sie mir vorher gezeigt haben. Ich will wissen, was im OP passiert ist.
Warum mir alles so weh tut.
Langsam bewege ich mich.
Linker Arm ist dran. Rechter Arm - check! Blut ist weg. Das werte ich als gutes Zeichen.
Kopf dreht sich, Denken fällt schwer. Brust ist auch noch da (plus zwei Beutel und Schläuche).
Und immer kommt noch keiner, der mir was erklärt.
Der Kampf mit der Bettpfanne lockt eine Schwester auf den Plan. Das Ganze gerät zu einem Blutbad, weil aus meinem malträtierten Arm aus einem Schlauch noch kräftig Blut nachfließt. Dort, wo die Kabel für die OP verlegt waren, ( also rechts, fernab vom Tumor). Ich frage die Schwester... Doch die sagt, sie dürfe mir nichts sagen. Schöner Mist! Was ist die Steigerung von Panik?
Endlich kommt eine Ärztin, die sagt, dass am Ende der OP eine Vene erwischt wurde und ich sehr viel Blut verloren habe, daher ist auch der Port noch dringeblieben, den wir doch angesichts der OP gleich mit rausnehmen wollten...
Sie will mich mitnehmen, was ich begrüße, aber der Oberarzt vom Horrorstübchen hier ist dagegen.
Wegen der Gefahr, unbemerkt zu verbluten, darf ich erst rauf, auf die Station, wenn ich einen besseren Gerinnungsfaktor habe.
Klingt überzeugend, auch wenn es mir hier nicht gefällt.
Verbluten ist doof.
Meine Cousine und mein Mann besuchen mich abends noch kurz. Sie sind besorgt und erleichtert.
War wohl kniffliger als erwartet.
Sage mir noch einmal einer was von Routineeingriffen.
Gut, dass ich so eine Allerweltsblutgruppe habe, zu der man einfach alles panschen kann.
Der Besuch ist sehr nett, aber ich fühl mich schlecht. Und ich will hier in diesem ER nicht sein. Hier piept es. Oft schneller, drängend, fordernd, hektisch. Es riecht nach Gefahr.
Ständig rumpeln die Grüngewandeten an ein Bett und tun dort hektisch das, was vermutlich getan werden muss, wenn es piept. Irgendwann dämmere ich wieder weg.
Später werde ich doch noch in normalen Wachraum verlegt, wo ich besser schlafen kann.
Mein Kopf funktioniert wieder. Mein Kreislauf kreist stabil. Etwas schwächlich, aber ich bin will nicht kleinlich sein.
Ich muss nochmals auf die Toilette und darf nicht.
Aber Bettpfannen verstoßen gegen die Menschenwürde! Die Schwester will mir verbieten aufzustehen und ich drohe, dann ins Bett zu pinkeln (ohne Pfanne) - dann hätten wir beide was davon.
Dann darf ich auf die Toilette gehen, wenn ich aufpasse.
Na also. Warum nicht gleich so?
Froh, wenigstens diesen einen Kampf gewonnen zu haben, schlafe ich erschöpft wieder ein.
Geht doch.
Ich werde wieder berichten.

Sonntag, 2. Februar 2014

Operation Endsieg

(c) Agentur Zielgenau
Wenn man eines als Krebspatient lernt, dann dass alles zwei Seiten hat und immer irgendwas gutes dabei ist. Und Geduld, Geduld vor allem.
Ob ich meine diesbezüglichen Lektionen gelernt habe, zeigt sich wieder mal angesichts des langersehnten Wechsels aus der Chemo- in die OP-Phase.
Es gilt wieder neue und wichtige Termine zu vereinbaren...
Und wieder einmal klappt der Termin nicht, der ja schon längst ausgemacht war. Der von der Klinik vorgeschlagene Termin würde dazu führen, dass ich über drei wichtige Familienfeste im Krankenhaus läge, was ich nicht will.
Ich handle eh um jeden Tag, um den ich mich drücken kann...
Dieses Mal aber kann man mir noch nicht einmal sagen, wieso. Es ist halt so.
Schulterzucken.
Seufzen, resigniertes.
Nein, erkläre ich freundlich.
Wenn der Tag nicht geht, warum dann nicht der darauffolgende.
Da scheint der OP-Belegungsplan wie ihn ein flüchtiger Blick über die Schulter in den Monitor ergibt, ja noch was herzugeben. Die Termine sind für Verschiebungen reserviert, erfahre ich. Eben, bestätige ich. Also exakt für Fälle wie diese.
Der langen Rede kurzer Sinn - wir verschieben um einen Tag und ich bin damit - höchstwahrscheinlich - über die Feiertage zuhause.
Wermutstropfen: Ich verschlafe meinen Hochzeitstag. Meinen Allerersten!
Ein bisschen Schwund hat's immer.
Andererseits jedoch lege ich damit den Grundstein für noch viele, viele weitere.
Nichts ist perfekt. Aber nichts ist auch eine völlige Katastrophe.
Also widme ich mich den allerletzten, unmittelbaren OP-Vorbereitungen. Mein Gewicht steigt weiter, das ist verdrießlich, aber angesichts der Mengen an Essen, die ich vertilge, ist es auch nicht verwunderlich. Na gut, wer futtert, ist bei Kräften.
Ärgerlicher ist, dass die Mammografie schwierig ist.
Meine Tumorstelle liegt so, dass ich nicht wirklich ins Gerät passe.
Leicht in die Knie gehen, Hüfte eindrehen, Bauch einziehen, Schultern vor, Hintern
Locker stehen! -
dann Brust nehmen und auf Platte legen, einatmen, ausatmen, damit ebenjene Brust besser plattgedätscht werden kann und...
- dann bitte Locker bleiben und nicht bewegen! -
... ist es auch schon geschafft. Oder fast. Bild taugt nix. Das Ganze nochmal.
Ich nehme mir fest vor, dass ich bis zur ersten Nachuntersuchung deutlich gelenkiger und besser ausbalanciert sein sollte. Ich werde mir sofort im Garten eine Slackline spannen.
Aber morgen ist erst mal die OP. Heute eine letzte Nacht Zuhause.
Ich bin aufgeregt aber guter Dinge...

Sonntag, 26. Januar 2014

Finalparty - Krebs und Feiern

Ich will ja nicht immer jammern.
Muss ich auch nicht. Die Chemo ging gut - meistens. Und vertragen hab ich sie auch - einigermaßen.  Und auch wenn der Job stressig und deprimierend ist, hat das nichts mit dem Krebs zu tun - grundsätzlich.

Also habe ich beschlossen, dass ich mich belohnen darf.
So eine Belohnung ist eine sehr wichtige Sache, denn sie motiviert und hilft auch, die eigene Leistung zu werten.
Also richtig gefühlt als wertvoll zu begreifen. Wertschätzen ist ein blödes Wort, denn "schätzen" beinhaltet, dass man etwas nicht weiß, sondern eben rät. Das reicht aber nicht, denn das ist keine Sicherheit. Und dann hat man die Belohnung zwar bekommen, aber nicht wirklich verdient. Ist das der Grund, warum es so schwer ist, Lob oder gar Eigenlob anzunehmen? Weil da nur eine "Schätzung" dahintersteckt und nicht etwa ein Beweis, den die der Belohnung zugrunde liegende Leistung ja jederzeit erbringt? Man sollte von Wertwissen sprechen.
Aber ich verliere mich wieder im Labyrinth der hintergründigen Wörter.

Am Freitag habe ich jedenfalls all meine  Freunde, mit denen ich am meisten zu tun hatte, und die am meisten unter meiner Krankheit gelitten haben, eingeladen.
Mein Mann hat gekocht. Weil er mich liebt, weil er gerne kocht, und weil ich meine Freunde ja auch belohnen wollte und die hätten sich nicht so gefreut, wenn ich in der Küche gewesen wäre.
Es gab ein supergeniales 6-Gänge-Menü.

Wir begannen mit einem Schwarzwurzelsüppchen mit Minzcroutons und Minzluft (Minze kann ich gut schmecken, weil sie so stark und frisch riecht).
Dann gab es Wildkräutersalat mit Wachtelbrust und Wachtelessenz (die superstarke klare Suppe ist so intensiv, dass selbst ich sie schmecke), Senfdressing (wieder was frisches, das schmeckbar ist) und Brotchips zum Knuspern.
Dann gab es einen wunderbar intensiven Pilzstrudel mit Maronenschaum (die Pilze schmecken so erdig, da haben all meine Geschmacksknospen brav mitgespielt).
Anschließend gab es einen Zander in Meerrettich-Apfeljus (auch wieder was ätherisch-frisches) mit so für sich intensiven und charakteristisch schmeckenden Beilagen wie rote Beete, Lauchzwiebeln, Erbsensprossen und Erbsenpürée (das ist deutlich intensiver als die normale Erbse und sonderbarerweise weniger süß), Kürbis, Spinat und Karotte. Und von allem immer nur ein, zwei Teilchen...
Hauptgang: Rinderschulter mit Heujus (da kocht man aus Heu eine Art Espresso und gibt die zur Soße, das riecht wunderbar blumig und sommerlich kräutermäßig und so intensiv, dass der Geschmack fast von allein kommt). Dazu gab es Parmesantaler und Bohnengemüse.
Und zum Schluss einen Bratapfelstrudel mit Marzipansauce (die hab ich nicht so geschmeckt, das war bei mir mangels Zuckergeschmack eher eine fade Mandelsauce und Lebkucheneis (mit nur ganz wenig Zucker, aber vielen Gewürzen), das ging wieder.
Warum schreibe ich das so ausführlich?
Weil es zeigt, dass man ziemlich gut essen kann, wenn man sich nur genau überlegt, wie man das, was nicht geht, umschifft. So wie sich überhaupt fast immer eine Umgehungslösung findet, wenn man nur stur genug danach sucht.

Am Ende waren wir jedenfalls alle satt und glücklich.
Ein Lichtblick mit vielen neuen Plänen, wenngleich meine eigenen Pläne irgendwie nie so hinhauen, wie ich mir das wünschen würde.
Ich freute mich darauf, am Wochenende nochmals auszureiten, bevor ich in die Klinik muss.
Das Ausreiten war toll. Aber schwierig. Ich bin nicht mein Pferd geritten, sondern ein Leihpferd, dessen Besitzer verhindert war und das auch mal wieder rauswollte. Und wie!
Der Winter ist gekommen und die Pferde waren extrem tatendurstig. Ich saß lange nicht mehr auf einem bockenden Rodeopferd. War lustig, vor allem, weil ich trotz der Chemo doch noch reiten kann. Also richtig reiten.
War anders als erwartet, aber auch schön.

Zwei Wochen sind rumgegangen.
Am Montag ist dann die große Untersuchung in der Klinik.
Tumorjagd und OP-Vorbereitungen.
Ich bin gespannt.
Das fühlt sich besser an.

107:23

Mittwoch, 22. Januar 2014

Sturmtief - Krebs und Mobbing

Allerdings ist mein Chef bös auf mich, weil ich letzte Woche nur sehr wenig arbeiten konnte. Mich kränkt es, dafür dass ich überhaupt versuche, angesichts unseres chronischen Personalmangels und auf dem Zahnfleisch kriechender Kollegen, zu arbeiten, dann als unzuverlässig beschimpft zu werden.
Ich habe keine Kraft mehr, um mich zu wehren. Denn wenn ungleiches gleich behandelt wird, ist das ja auch wieder ungleiche Behandlung.
Und während ich das so niederschreibe, finde ich mich kleinlich und hässlich.
Was für ein Jammerlappen.
Denn meine Sorge, nichts mehr zu tun zu haben, wurde erhört und ich habe plötzlich zu viel zu tun. Nur ungeliebte, seit Monaten liegen gebliebene Arbeit, aber davon Mengen.
Da will ich mich aber nicht beschweren. Das ist besser als andersherum. Langeweile ist am Schlimmsten.
Aber es ist schon blöd, meinem Chef kann ich nichts recht machen, obwohl ich nichts falsch mache. Ich erkenne zwar aus einer distanzierten Sicht, dass der Krüppel rausgeekelt werden soll, aber es kränkt mich trotzdem ungemein. Und wenn ich dafür gerügt werde, dass ich mit einer Kaffeetasse in eine interne Besprechung komme, dass ich Schriftsatz A vor Schriftsatz B gemacht habe (obwohl beide fertig sind), dass ich selbständig mit Mandanten telefoniere, die mich anrufen - dann stimmt mich das trotzdem traurig.
Aber das ist eigentlich Arbeit und nicht so sehr Krebs. Wenigstens da ist er unschuldig.Und so lenke ich mich im Büro von meinen Nachwehen ab und auch vor meiner Aufregung wegen der OP.
Vor allem, weil ich wirklich zu tun habe, um so gesund zu werden, dass die OP überhaupt gleich im Anschluss stattfinden kann.
Wenn man unter Zeitdruck gesund werden will, ist das irgendwie eine ganz neue Form von Stress.
Meine Blutwerte fallen in den Keller und eine Augenentzündung will einfach nicht weggehen. Dafür muss ich sogar nochmals extra zum Arzt. Die Augen tränen schneller als Tropfen wirken können - das ist saublöd. Ich schau aus wie ein Bassett mit Heuschnupfen.
Mit 8 hochdosierten Chemo-Einheiten ist man konditionell am Boden. Mein Arzt meint, das sei überhaupt nicht so. Für die Dosierung Taxan, die ich bekommen habe, ginge es mir hervorragend. Höchstdosen fordern eben höchste Opfer.
Er lacht.
Es soll ermutigend sein. Ich lache mit, weil ich ihn nicht deprimieren möchte.
Na, dann möchte ich nicht sehen, wie es denen ging, denen es nur normal geht.
Das ist auch nicht schön, gar nicht.
Warum fällt es mir so schwer, für "relativ gut" dankbar zu sein.
Allerdings kommen die Knochenschmerzen wieder, wenngleich die eher geringer ausfallen. Leise Warnung, sich nicht zu übernehmen.
Die Ungeduld steigt. Und die Angst, dass sich das jetzt noch irgendwie weiter verzögern könnte.
Aus Sicherheitsgründen kann ich der schlechten Werte wegen die Feier eines guten Freundes nicht besuchen und in der Arbeit habe ich bei einer Büroveranstaltung das Obertrauma, als meine Augen so tränen, dass ich mich abschminken und in meiner ganzen verkrüppelten haarlosen Hässlichkeit zeigen muss, als ich durch das Foyer zum Taxi schleiche.

102:23

Freitag, 17. Januar 2014

Der Buddy und seine Nachwehen - Krebs nach der Chemo

Es ist seltsam, wie belastend ich die neue Freiheit finde. Wie oft ich mir sagen muss, dass ich das Schlimmste überstanden habe.
Komisch.
Irgendwie sind die Nerven eben auch angespannt.
Schwierig.
Deshalb habe ich jetzt auch echt ein paar Tage mit dem Posten meiner neuesten Abenteuer gewartet, um zwar einerseits authentisch zu bleiben, aber andererseits eben auch nicht umsonst die Pferde scheu zu machen. Immerhin lenkt mich der neue Hund ab. Nicht nur von der pflichtgetreuen Bearbeitung dieses Blogs, sondern auch und vor allem von der Beobachtung des eigenen Gesundheitszustands, was offen gestanden, kein Schaden ist. Mir geht es nämlich gar nicht gut. Das kann daran liegen, das besagter Hund ein junges, sportliches Wesen ist, das sich sehr über sein neues Zuhause freut und diesen Gefühlen auch so temperamentvoll wie überschwänglich Ausdruck verleiht. Schwere Körperverletzung muss man in diesem Zusammenhang als Beweis einer noch frischen, aber gleichwohl stürmischen Liebe werten, die erwidert werden will - nun ja.
Vielleicht aber liegt es auch daran, dass die Katzen des Hauses nunmehr im Dachgeschoss weilen und darauf warten, dass das hektische, sabbernde, springende, wedelnde Ungetüm wieder verschifft wird, am liebsten nach China oder sonst wohin, wo man Hund im Kochtopf findet. Ihre Liebesbekundungen fallen deutlich subtiler aus, z.B. darin, dass sie sich auf böse Blicke beschränken und Tätlichkeiten bewusst und aus alter Verbundenheit zunächst noch hintenanstellen. Bin gespannt, wann Hund und Katz die diplomatischen Beziehungen, die gegenwärtig in minutenlangem sich-gegenseitig-Anstarren über die Treppe bestehen, im Sinne des Hausherrn (mir!) vertiefen werden.

Kann aber auch daran liegen, dass sich die Nebenwirkungen dieser Chemo so benehmen wie ein Märzwinter. Abgeschlagen auf der ganzen Linie, aber es nicht einsehen wollen und dann, wenn man eigentlich damit rechnet, dass er endlich vorbei ist, dann kommt er fies und gemein wie ein schlechter Verlierer nochmals von hinten und tritt einem gegen das Knie.
Ich komm mir wirklich gerade vor wie der Buddy vom Helden in so einer dummen Actionproduktion. Nachdem er mit seinem Helden und dessen Schöner glücklich die Höhle des Grauens oder den Dschungel des Todes oder das Tal der Monsterspinnen überwunden hat und nur noch über die Straße in die Kneipe müsste, kommt dann irgendwo so ein Trucker daher, der den armen Buddy plattfährt.
Das ist sinnlos und deshalb besonders tragisch. Auf der Zielgeraden zu sterben.
Ich bin nicht schön und auch kein Held - von daher eigentlich die natürliche Besetzung des tragisch-komischen Buddy. Dumm das, denn das ist keine Rolle, die Spaß macht, wenn man drinsteckt.

Jedenfalls hauen diese letzten Nebenwirkungen noch mal so richtig rein. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich mich vor der letzten gedrückt. Herrje.
Die Hände sind schlecht, ich bin müde, mein Geschmackssinn verlässt mich völlig. Dafür ist aber immerhin dieses mal der Mund nicht ganz so wund. Aber meine Fingernägel werden schlecht, rissig, spröde und vor allem schmerzempfindlich. Die Zehennägel inzwischen auch. Damit wird das saisonal erforderliche Tragen festen Schuhwerks zur Geduld- und Bewährungsprobe.
Aber der Countdown läuft.
Und danach geht es jetzt dann mit der OP bzw. deren Vorbereitungen weiter. Davon erzähle ich aber ganz bald schon im nächsten Post. Ich will diesen Blog ja übersichtlich gestalten.  :)

99:19 

Sonntag, 5. Januar 2014

Intermezzo - Auf den Hund gekommen...

Manchmal muss man halt auch mal andere Dinge erzählen. Krebs ist ja nicht das einzige Tier in meinem Haushalt.

Wir waren heut bei Bayreuth um den neuen Hund abzuholen. Elende Fahrerei bei Dauerregen.
Und jetzt zwei hochempörte Katzen, die im Dachgeschoss sitzen und Rachepläne schmieden...
Das wird ein Thriller. Eine Kurzgeschichte. Oder auch ein Epos... Wird jedenfalls nicht langweilig.
 






Freitag, 3. Januar 2014

Finale - Krebs und Chemo

Eagle one - Piso (www.piqs.de)
Die letzte Chemo.
Wie schön das klingt.
Es fühlt sich seltsam an. 8 Einheiten sind schnell vergangen, auch wenn ich kräftig Federn gelassen hab.
Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich nach der letzten ernsthaft überlegt hatte, das Projekt vorzeitig abzubrechen.
Na gut, wenn ich meine Aufzeichnungen lese, verstehe ich mich natürlich schon, aber andererseits - eh?
Wir sind ja nicht zum Spaß hier, mein Krebs und ich. Aber anders als der Krebs gehe ich danach aufrecht wieder heim. Ein gutes Gefühl... :)
Man sieht es schon - dieses "Ein letztes Mal" hebt die Psyche auch wenn der Rest von mir im Kriechmodus bleibt. Mutter Schwerkraft ist ein böses altes Weib, das mit allen Tricks gewaschen ist.
Im Krankenhaus sind alle ganz aufgeregt, weil die Abteilung umziehen soll, in ein anderes Gebäude und die Schwestern dazu eine andere Meinung als die Verwaltungsleute haben. Ich bleib dabei, psychoadministrative Betreuung wäre ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell.
Darum fällt der "Wie geht's uns denn heute"-Plausch etwas kürzer als gewöhnlich aus. Aber das ist mir recht, denn wie soll ich denn freundlich verpacken, dass meine Laune deshalb so gut ist, weil ich die nie wieder sehen muss? Wahrscheinlich würden sie es verstehen, aber ich will trotzdem nicht unhöflich sein.
Nach endlos trüben Winterwochen kommt wie zur Belohnung sogar ganz kurz nur ein bisschen Sonne durch die Wolkendecke. Wenn das kein Zeichen ist.
Ich informiere mich dann noch, wie es jetzt weitergeht.

Zunächst kommt noch eine große Abschlussuntersuchung mit ausführlichem Verlaufsbericht, quasi das Chemo-Abschlusszeugnis. Dann geht es darum, die OP zu organisieren. Da wird sich zeigen, ob ich inzwischen die Verwaltungsklaviatur eines zu groß gewordenen und von undurchsichtigen Befindlichkeiten geprägtes Universitätskrankenhauses besser beherrsche als für die Chemo.
Nein.
Wenig überraschend muss man auch für diese OP wieder von Pontius zu Pilatus und sich als Buchbinder Wanninger bei gefühlten tausend Stellen durchfragen.
Der Patientencoach wäre noch eine Marktlücke.
Ein Mensch, der sich auskennt, der einem gleich sagt, wo man wann mit welchen Unterlagen sein muss, damit man möglichst ohne Reibungsverluste durch den Krankenhaus genannten Irrsinn durchkommt. Das wäre ein Geschäftsmodell, mit dem die Kosten auch im Klinikbetrieb und bei den Kassen signifikant verringert werden könnten. Immerhin halten die genervten und verzweifelten Patienten auch die Lebenslänglichen, sprich die von Berufs wegen Anwesenden nicht nur auf, sondern von ihren wichtigen Dingen ab. Und werden dabei selbst noch krank...
Unabhängig davon, dass gerade "ernsthaft" kranke Menschen sicher gerne auch ein bisschen was dafür bezahlen würden, so einen professionellen Therapiebegleiter zu haben, der ihnen vorher all das sagt, was sie hinterher mühsam selbst herausgefunden haben werden.
Aber jetzt muss ich mich erst mal um meinen Schwerbehindertausweis kümmern. Steuerersparnisse locken.
Wie ich diese Ämter-Ralley hasse.
Neben Selen wird mir für die Aufbauphase vor allem eine vitaminreiche und kohlenhydratarme Ernährung empfohlen, viel Schlaf und vor allem viel Trinken, da dies die nunmehr Jahre andauernde Entgiftung fördert.
http://www.volkskrankheit.net/a_z/chemotherapie-hilfe/?gclid=CPz2jZur9LUCFQtY3godNx8Asg
Es bleibt spannend.
92:18