Es ist seltsam, wie belastend ich die neue Freiheit finde. Wie oft ich mir sagen muss, dass ich das Schlimmste überstanden habe.
Komisch.
Irgendwie sind die Nerven eben auch angespannt.
Schwierig.
Deshalb habe ich jetzt auch echt ein paar Tage mit dem Posten meiner neuesten Abenteuer gewartet, um zwar einerseits authentisch zu bleiben, aber andererseits eben auch nicht umsonst die Pferde scheu zu machen. Immerhin lenkt mich der neue Hund ab. Nicht nur von der pflichtgetreuen Bearbeitung dieses Blogs, sondern auch und vor allem von der Beobachtung des eigenen Gesundheitszustands, was offen gestanden, kein Schaden ist. Mir geht es nämlich gar nicht gut. Das kann daran liegen, das besagter Hund ein junges, sportliches Wesen ist, das sich sehr über sein neues Zuhause freut und diesen Gefühlen auch so temperamentvoll wie überschwänglich Ausdruck verleiht. Schwere Körperverletzung muss man in diesem Zusammenhang als Beweis einer noch frischen, aber gleichwohl stürmischen Liebe werten, die erwidert werden will - nun ja.
Vielleicht aber liegt es auch daran, dass die Katzen des Hauses nunmehr im Dachgeschoss weilen und darauf warten, dass das hektische, sabbernde, springende, wedelnde Ungetüm wieder verschifft wird, am liebsten nach China oder sonst wohin, wo man Hund im Kochtopf findet. Ihre Liebesbekundungen fallen deutlich subtiler aus, z.B. darin, dass sie sich auf böse Blicke beschränken und Tätlichkeiten bewusst und aus alter Verbundenheit zunächst noch hintenanstellen. Bin gespannt, wann Hund und Katz die diplomatischen Beziehungen, die gegenwärtig in minutenlangem sich-gegenseitig-Anstarren über die Treppe bestehen, im Sinne des Hausherrn (mir!) vertiefen werden.

Kann aber auch daran liegen, dass sich die Nebenwirkungen dieser Chemo so benehmen wie ein Märzwinter. Abgeschlagen auf der ganzen Linie, aber es nicht einsehen wollen und dann, wenn man eigentlich damit rechnet, dass er endlich vorbei ist, dann kommt er fies und gemein wie ein schlechter Verlierer nochmals von hinten und tritt einem gegen das Knie.
Ich komm mir wirklich gerade vor wie der Buddy vom Helden in so einer dummen Actionproduktion. Nachdem er mit seinem Helden und dessen Schöner glücklich die Höhle des Grauens oder den Dschungel des Todes oder das Tal der Monsterspinnen überwunden hat und nur noch über die Straße in die Kneipe müsste, kommt dann irgendwo so ein Trucker daher, der den armen Buddy plattfährt.
Das ist sinnlos und deshalb besonders tragisch. Auf der Zielgeraden zu sterben.
Ich bin nicht schön und auch kein Held - von daher eigentlich die natürliche Besetzung des tragisch-komischen Buddy. Dumm das, denn das ist keine Rolle, die Spaß macht, wenn man drinsteckt.

Jedenfalls hauen diese letzten Nebenwirkungen noch mal so richtig rein. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich mich vor der letzten gedrückt. Herrje.
Die Hände sind schlecht, ich bin müde, mein Geschmackssinn verlässt mich völlig. Dafür ist aber immerhin dieses mal der Mund nicht ganz so wund. Aber meine Fingernägel werden schlecht, rissig, spröde und vor allem schmerzempfindlich. Die Zehennägel inzwischen auch. Damit wird das saisonal erforderliche Tragen festen Schuhwerks zur Geduld- und Bewährungsprobe.
Aber der Countdown läuft.
Und danach geht es jetzt dann mit der OP bzw. deren Vorbereitungen weiter. Davon erzähle ich aber ganz bald schon im nächsten Post. Ich will diesen Blog ja übersichtlich gestalten.  :)

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