So direkt vor der Chemo lebt man zwischen allen Stühlen. Es ist eine Zeit des Hoffen und Bangens, der Kampfansagen und Angstattacken, des Wartenwollens und Nichtabwartenkönnens.
Ganz schlimm ist, dass einem wirklich alle Ärzte in bemerkenswerter Einmütigkeit immer wieder dasselbe erzählen: Man kann nicht sagen, was der Körper mit der Chemo macht. Wie man die Chemo verträgt, erfährt man erst, wenn das Giftzeugs drin ist. Also frage ich mal das Internet. Da sagen zwar gefühlte Millionen Leidensgenossen, wie es ihnen gegangen ist, aber wenn man ein Fazit zieht, ist man ein paar Stunden älter, der Chemo bedrohlich näher gerückt und weiß soviel wie zuvor - man kann nicht sagen, wie es mit der Chemo wird. Allerdings scheint schon ein ganz erheblicher Teil Kopfkino dabei zu sein. Das heißt, ich muss mich halt entsprechend gut einstellen auf das was kommt, dann kann es auch kommen.
Als dann der Assistenzarzt anruft und mir mitteilt, dass es beim Do-Termin bleibt, kriege ich einen Anfall und mache ihn rund.
Das ist nicht fair aber ehrlich. Ich habe eine Scheiß-Angst und brauch da jetzt echt nicht noch den Terminterror. Dieser Zusatzstress geht gar nicht.
Bei Laborratten kommt wenigstens der Tierschutz, wenn sie mehr als unvermeidlich gequält werden.
Ich frage mich, ob ich evtl. überempfindlich bin. Nein, bin ich nicht, beschließe ich.
Es geht ja nicht nur um mich und meine Angst, es geht auch um die Logistik. Gerade weil man nicht weiß, wie es mir während der Chemo geht, muss ich einfach etwas planen. Es hieß, die Chemo ist am Montag und entsprechend habe ich in der Arbeit terminiert. Mein Mann hat sich extra Zeit genommen, damit er von daheim aus Arbeiten kann und da ist, sollte es mir ganz schlecht gehen... Und daher hat er drei Tage freigeschaufelt (Montag, Dienstag, Mittwoch) und muss dann danach ein paar Auswärtstermine wahrnehmen, also ab wann? Genau! Donnerstag. Nein, auch ein paar Telefonate bei mir ergeben, das kann ich nicht so einfach umdisponieren. Warum soll ich jetzt alles über den Haufen schmeißen? Das kommt nicht in Frage. Für die Chemo brauchen wir auch keine Geräte oder so was, sondern bei genauerer Betrachtung nur einen Stuhl und einen Haken, an den man die Infusion hängen kann. Zur Not nicht mal einen Stuhl. Das sage ich so auch dem Arzt. Der meint, dass ich mich nicht so haben soll (wörtlich!). Ich weise ihn auf seine eigene Chemo-Belehrung hin, wonach man zwischen leichter Übelkeit und Intensivstation gar nicht sagen kann, wie es werden wird. Ich finde nicht, dass ich übertreibe, wenn ich also damit rechne, dass es mir nicht so ganz gut gehen wird und ich daher a) meine Ruhe und b) eine Aufsicht haben mag. Das kann ich am Donnerstag ja genauso, meint der Arzt. Wenn der dritte Tag der kritische ist, dann ist das beim Donnerstag-Start, der Sonntag. Also jener Arzt, wo nur Notdienste in Krankenhäusern und Apotheken sind. Nein, da will ich keine Chemo. Der Arzt will mich beruhigen. Der 3. Tag sei gar nicht der schlimme. Gefährlicher sei das Immuntief, das am 10. Tag ist. Ich bin jetzt anerkanntermaßen kein Mathematiker, aber wenn der 3. Tag auf einen Sonntag fällt, dann ist der 10. Tag... auch ein Sonntag.
Unser Gespräch stagniert.
Ich avisiere mein Vorbeikommen, da ich eh im Krankenhaus bin, um mir den Port legen zu lassen (damit am Montag pünktlich die Chemo beginnen kann).
Abends sitze ich daheim und weine ein bisschen. Vor allem, weil mich diese Nebenkriegsschauplätze aufreiben. Ich fühle mich ziemlich allein. Warum helfen die einem nicht, sondern schubsen einen nur herum?
Ganz schlimm ist, dass einem wirklich alle Ärzte in bemerkenswerter Einmütigkeit immer wieder dasselbe erzählen: Man kann nicht sagen, was der Körper mit der Chemo macht. Wie man die Chemo verträgt, erfährt man erst, wenn das Giftzeugs drin ist. Also frage ich mal das Internet. Da sagen zwar gefühlte Millionen Leidensgenossen, wie es ihnen gegangen ist, aber wenn man ein Fazit zieht, ist man ein paar Stunden älter, der Chemo bedrohlich näher gerückt und weiß soviel wie zuvor - man kann nicht sagen, wie es mit der Chemo wird. Allerdings scheint schon ein ganz erheblicher Teil Kopfkino dabei zu sein. Das heißt, ich muss mich halt entsprechend gut einstellen auf das was kommt, dann kann es auch kommen.
Als dann der Assistenzarzt anruft und mir mitteilt, dass es beim Do-Termin bleibt, kriege ich einen Anfall und mache ihn rund.
Das ist nicht fair aber ehrlich. Ich habe eine Scheiß-Angst und brauch da jetzt echt nicht noch den Terminterror. Dieser Zusatzstress geht gar nicht.
Bei Laborratten kommt wenigstens der Tierschutz, wenn sie mehr als unvermeidlich gequält werden.
Ich frage mich, ob ich evtl. überempfindlich bin. Nein, bin ich nicht, beschließe ich.
Es geht ja nicht nur um mich und meine Angst, es geht auch um die Logistik. Gerade weil man nicht weiß, wie es mir während der Chemo geht, muss ich einfach etwas planen. Es hieß, die Chemo ist am Montag und entsprechend habe ich in der Arbeit terminiert. Mein Mann hat sich extra Zeit genommen, damit er von daheim aus Arbeiten kann und da ist, sollte es mir ganz schlecht gehen... Und daher hat er drei Tage freigeschaufelt (Montag, Dienstag, Mittwoch) und muss dann danach ein paar Auswärtstermine wahrnehmen, also ab wann? Genau! Donnerstag. Nein, auch ein paar Telefonate bei mir ergeben, das kann ich nicht so einfach umdisponieren. Warum soll ich jetzt alles über den Haufen schmeißen? Das kommt nicht in Frage. Für die Chemo brauchen wir auch keine Geräte oder so was, sondern bei genauerer Betrachtung nur einen Stuhl und einen Haken, an den man die Infusion hängen kann. Zur Not nicht mal einen Stuhl. Das sage ich so auch dem Arzt. Der meint, dass ich mich nicht so haben soll (wörtlich!). Ich weise ihn auf seine eigene Chemo-Belehrung hin, wonach man zwischen leichter Übelkeit und Intensivstation gar nicht sagen kann, wie es werden wird. Ich finde nicht, dass ich übertreibe, wenn ich also damit rechne, dass es mir nicht so ganz gut gehen wird und ich daher a) meine Ruhe und b) eine Aufsicht haben mag. Das kann ich am Donnerstag ja genauso, meint der Arzt. Wenn der dritte Tag der kritische ist, dann ist das beim Donnerstag-Start, der Sonntag. Also jener Arzt, wo nur Notdienste in Krankenhäusern und Apotheken sind. Nein, da will ich keine Chemo. Der Arzt will mich beruhigen. Der 3. Tag sei gar nicht der schlimme. Gefährlicher sei das Immuntief, das am 10. Tag ist. Ich bin jetzt anerkanntermaßen kein Mathematiker, aber wenn der 3. Tag auf einen Sonntag fällt, dann ist der 10. Tag... auch ein Sonntag.
Unser Gespräch stagniert.
Ich avisiere mein Vorbeikommen, da ich eh im Krankenhaus bin, um mir den Port legen zu lassen (damit am Montag pünktlich die Chemo beginnen kann).
Abends sitze ich daheim und weine ein bisschen. Vor allem, weil mich diese Nebenkriegsschauplätze aufreiben. Ich fühle mich ziemlich allein. Warum helfen die einem nicht, sondern schubsen einen nur herum?
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