Wenn man morgens aufwacht, weil es so schwül ist, dass man spontan nach Kiemen schreit, dann ist das kein guter Tag für eine Komplettvergiftung.
Ächzend hieve ich mich aus dem Bett, ignoriere den Spiegel und setze erst mal Emma, meine Perücke, auf.

Es hat durchaus seine Vorteile, wenn man so wie ich halb blind ohne Kontaktlinsen ist. Denn wenn man blind ins Bad tappt, erst die Perücke aufsetzt und dann die Kuck-Prothesen einbaut, erspart man sich den blöden Anblick, der einem andernfalls gleich morgens die Laune vermiest.

Dass es morgens schon so heiß ist, dass das Gehirn verquillt, ist auch nicht von Nachteil, denn auch deprimierende Gedanken werden dann träge und man kann ihnen mit einem Stöhnen entgehen, wenn man schnell genug die Treppe hinuntereilt, wo der Kaffee wartet.

Vormittags habe ich nach der Chemo frei und nutze das für einen kleinen Ausritt mit einer Freundin durch den etwas kühleren Wald. Wir planschen mit den Pferden durch den Fluss und ich fühle mich einigermaßen gut. Ein bisschen, wie wenn eine Grippe im Anflug ist. Man fühlt sich einfach nicht 100%ig gut, aber es ist nix Konkretes.

Nachmittags kommt dann meine Kollegin für einen Schriftsatz vorbei – den wir im Schatten der Terrasse schreiben. Das ist doch besser als im Büro!

Abends bei unserem Spieleabend war ich dann aber schon ab 9 sehr müde; sehr, sehr müde.

Gestern und heute je soviel war vielleicht zuviel? Ich hab meine Kräfte etwas überschätzt, obwohl ich nicht viel gemacht hab, gemessen an meinem Plansoll.

Zudem ist es immer noch drückend schwül, hochsommerlich heiß, sodass es unter meiner Perücke schon eher ungemütlich ist. Fungides Klima. Darf man zur Chemo eine Pilzsalbe auftragen?
Fragen, auf die selbst Tante Google schweigt.

Ich bin schweinemüde, aber der Tag war eigentlich gut.

18:5