Donnerstag, 11. Juli 2013

Fußball in der Chemophase

Heute ist Sonntag und Partytag
Gemeinsames Fußball-Schauen mit Freunden im Garten.
Morgens habe ich erst mal an meinem Buch geschrieben. Irgendwann werde ich es auch veröffentlichen, ein Fantasy-Großwerk, in dem viel Herzblut und Seelenarbeit aus vielen guten und schlechten Jahren liegt (www.kay.noa.de). Die Kampfszene ist gut gelungen.
Entsprechend gut gelaunt habe ich mit meiner Freundin die Pferde besucht. Wunderprächtig. Während die mit dem Ross Kutsche fahren übt, bzw. mit einem Holzblock, den man sich als Kutsche denkt und einer langen Leine, den misstrauischen Gaul erst einmal ein Gefühl dafür gibt, wie es sich anfühlt, wenn da hinten was dranhängt. Ach, und das Navigieren nur mit Leinen ohne Schenkel und so, das ist für ein Reitpferd natürlich schon auch spannend.
Ich beobachte das kritisch und beschließe dann, dass der Trampelpfad, der sich am Bahnrand, wo die Pferde am meisten entlanglaufen immer bilden, eindeutig zu tief ist. Also greife ich zur Schaufel und ziehe den wieder glatt. Das ist auch Sport. Vor allem gegen Mittag in der prallen Sonne. Geht die Chemo auch aufs Hirn? Ich bin mir jedenfalls nicht mehr sicher, ob der Plan so schlau war. Nein, ich bin mir sicher, dass er nicht schlau war. Aber ich bin zu stolz, um mittendrin abzubrechen. Das ist vermutlich auch doof. Aber der Hufschlag ist wieder schön und ich bin schweißgebadet.
Jetzt jedenfalls droht dann der Sonnenstich und wir fahren heim. Nach kurzem Päuschen putze ich fürs Fest unseren Hinterhof (so ein Scheißjob). So eine Plackerei zehrt, und dass, obwohl ich doch am Mittag auf dem Reitplatz trainiert habe.
Nach dem Aufbau dann das Fest, das ich sehr genossen habe. Endlich fühl ich mich mal nicht wie ein Krüppel, obwohl meine Haare jetzt schon deutlich nachlassen.
Dafür macht mein Mann abends nach dem Fest noch eine Riesenszene (so ein Stress, kein Spaß, grausam... nie wieder Feste).
Leicht angetrunken geht er dann heute mal ins Bett, während ich noch aufräume.
Seine Nerven liegen blank, auch wenn ich nicht jammere. Es ist echt schwer, damit umzugehen. So wenig wie ich weiß, wie das wird, wie jeder Tag aufs Neue spannend ist, so wenig weiß er es, und während ich unmittelbar spüre, wie es mir geht und zumindest, was ich tun sollte, ist er darauf angewiesen, was ich sage, was er beobachtet. Aber bin ich ehrlich? Gebe ich zu, wenn es mir schlecht geht? Übertreibe ich es mit dem Jammern? Wer denkt eigentlich auch mal an ihn, dessen Leben sich ja ebenso dramatisch geändert hat, wie meins? Wenn gestern schon die Freundin so gar nicht wusste, wie sie sich verhalten soll - wie viel schwerer ist es dann für einen Menschen, von dem ich nun schon auch irgendwie Hilfe erwarte?
Nein, es ist echt nicht damit getan, das eigene Leben nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Es ist auch das Leben meiner Umgebung, meiner Familie. Und das ist eine Aufgabe, die man leicht übersieht, weil man einfach auch so unendlich mit sich selbst, mit Beschwerden, Stimmungsschwankungen, Angstattacken, Unsicherheiten beschäftigt ist. Aber sie ist wichtig. Denn ein Stück weit quält man sich ja nicht nur für sich allein, sondern auch für die Menschen, die man liebt und - daran sollte man öfter denken - die einen lieben.
Ach, und da Deutschland gewonnen hat, ist heute ein guter Tag!
10,5:3,5

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