Hängepartie

Das Wochenende beginnt gut, weil das Mundspülen gegen die Bläschen hilft. Einzeln betrachtet ist alles eher lästig als schmerzhaft, aber die Summe der Lästigkeiten ist zermürbend und sägt beharrlich an dem hohen Stuhl auf den sich mein Optimismus gerettet hat, um mir gebetsmühlenartig mitzuteilen, wie viel schlechter es mir gehen könnte.
HERRGOTT! Ich mag einfach nicht nur nach unten sehen, ich sehe auch nach oben und da ist nunmal mindestens so viel Luft wie nach unten! Ich will mich nicht darüber freuen, dass ich kränker sein könnte, sondern mich ehrlich darüber grämen, dass ich eben trotzdem nicht gesund bin.
So, und nachdem das gesagt ist, kann ich mich ja dann meinem Tagesprogramm widmen, es hilft ja nichts. In dieser Stimmung brauche ich wenigstens keine Schmerztabletten zu nehmen. Da, wo ich hinwill, komm ich eh nicht hin, dann ist es eh egal.
Aber ich kann durch die kalte Luft ein bisserl spazieren gehen. Im Winterwald Atemübungen machen, meditieren... lockt meinen Kampfgeist raus.
Angesichts dieses verdächtige Kratzens im Hals bringt der Kampfgeist auch gleich den Verdacht mit, dass mein Unwohlsein eher auf eine Erkältung als auch die Chemo zurückzuführen ist. Mein Frust will sich nicht die Pole Position nehmen lassen und bemerkt etwas spitz, dass die Erkältung durch die Chemo kommen könnte?!
Was weiß ich?
Die Sonne scheint, der Hund ist gut drauf und ich hab jetzt keine Lust mehr auf Jammern.
Außer über das Fernsehprogramm, aber das ist ein anderes Thema, für das man gelegentlich mal einen eigenen Blog gründen sollte. Ein Sprachrohr für die Sprachlosen. Ich verstehe das eh nicht, dass da irgendwo in unserem riesigen Land eine winzige Mustergemeinde verdrahtet wird und allein bestimmen darf, wer was kuckt?! In diesen Zeiten, wo wirklich jede Bewegung irgendwo aufgezeichnet wird. Was, wenn die alle an Geschmacksverirrung leiden? Das Fernsehprogramm spräche doch dafür? Warum glaubt man denen, dass die wirklich repräsentativ sind? Rätsel über Rätsel...
Angemessen durchgefroren, boykottiere ich die Glotze und ziehe mich mit einem guten Buch bewaffnet in die Badewanne für ein Erkältungsbad zurück. Das ist doch mal ein Plan! Ha! Danach noch cremen, damit die Haut nicht so leidet und ich bin gewappnet für den nächsten Tag. Kämpfen.

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