Am Tag 1 nach der Chemo bin ich müde.
Aber das weiß ich schon und ist ja auch ganz praktisch, weil man dann die mauen Tage auslässt. Ich schlaf mich den Nebenwirkungen einfach davon. Ha!
Die Aufregung gestern war mir aber zuviel, glaube ich, und so bin ich weniger müder als sonst und mir ist immer noch ein bisschen schlecht. Nicht schlimm, nur so als... wie soll ich sagen... als würde man spüren, dass was im Anzug ist, aber es noch nicht da ist.
Bei Erkältungen hat man das ja öfter, nur hier ist es eben im Bauch.
Ich komm mir vor wie mit Hummeln im Hintern und Schmetterlingen im Bauch... Oder einem Schwarm aufgeschreckter Vögel... Flatterhaft. Desorientiert.
Blöd nur, dass ich dieses Mal nicht schlafen kann.
Also arbeite ich ein bisschen.
Nur mal kurz E-Mails checken und so.
Allerdings überfordert mich an Tagen wie diesen auch das "nur kurz" Arbeiten.
Blöd, dass ich es trotzdem tue.
So zockel ich durch den Tag, der sich zieht wie Kaugummi.
Ich komm mir vor wie das Schaf auf der Postkarte... "Alles blöd".
In der Stimmung ist der Umgang mit meinem Mann schwierig.
Einerseits geht es mir nicht gut genug, um keine Rücksicht zu brauchen, andererseits aber auch zu gut, um pflegebedürftig zu wirken.
Und um ganz ehrlich zu sein, weiß ich auch nicht, was ich erwarte.
Einerseits will ich keine Pflege, weil ich mich dann wie ein Krüppel fühle, andererseits aber wäre ich schon froh, um etwas Hilfe...
Das offenbar intelligentere Männchen auf meiner Schulter fasst sich an den Kopf und stöhnt - Dir ist nicht zu helfen!
Das andere Männchen, das etwas langsamer ist, fällt höhnisch ein - Selbst schuld, schön blöd.
Das diskretere versucht es mit Fremdschämen. Schwierig, denn sie alle sind ein Teil von mir.
Der Vorteil der Schizophrenie ist, dass man nie allein ist.
Wir, also meine Männchen, mein Mann und ich eiern etwas umeinander herum, aber eigentlich ist der Abend dann doch ganz harmonisch.
Im Nachgang, nach dem Zähneputzen, fällt mir dann auf, dass ich heute keine Tabletten genommen habe.
So wie gestern auch schon!
Schusseldussel - das ist der Nachteil, wenn der Bauch die Chemo verträgt - dann rächt sie sich am Gehirn!
Nö, das war vom Start nicht besser - da kann die Chemo ausnahmsweise mal nix dafür. Vergesslich war ich schon immer. Ein Schussel halt. Vor allem in eigener Sache.
Ich nehme die Tabletten eben jetzt und wiege mich, ein abendliches Ritual, dass seit Beginn der Krebsstory wie schon erwähnt, deutlich an Schrecken verloren hat.
Fazit: Es geht auch ohne Pillen, aber schlechter. Das zeigt, dass man sie nehmen sollte. So wie der Arzt es gesagt hat.
Insbesondere scheint das Abnehmen an den Tabletten zu liegen, denn nun habe ich wieder zugelegt.
Aber das ist ein Luxusproblem. Und verdiente Schusselstrafe. Ich gelobe Besserung.
28:7
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