Sonntag, 11. August 2013

Frische Farbe - Krebs und Psyche

Das Wochenende vor der Chemo ist spannend.
Aber das ist immer so. Ganz normal.

Der positive Befund von dieser Woche lässt mich hoffen, dass der zweite Teil der Chemotherapie vielleicht entschärft werden kann. DAS wäre mal eine Belohnung! Ein Gedanke, der belebt.

Gerade weil es heiß ist.



Insofern frustriert mich, dass kein Arzt sich die Zeit nimmt, mit mir mal in Ruhe den Chemoplan zu besprechen. Das ist insofern ärgerlich, als ich ausdrücklich keine psychologische Betreuung will, sondern konkrete fachliche Fragen habe, die zu beantworten, nun mal Teil der Job Description eines Arztes ist. Wer nicht mit Leuten reden will, sollte nicht Arzt werden, sondern sich als Mediziner in irgendeinem Labor verdingen. Oder in der Forensik... Augen auf bei der Berufswahl. Man kann es nicht oft genug sagen.
Um was geht's?
Ich weiß immer noch nicht, ob das präferierte Mittel in Anbetracht meiner in vielen, vielen Sportlerjahren kaputten Knie (ein Pferd hätte man erschossen!) wegen der athrosefördernden Wirkung wirklich klug ist. Auch dass das aktuelle Mittel Depressionen auslöst, zeigt sich beim Lesen meiner Einträge. Dass das neue Mittel nach dem Waschzettel ebenso wie nach allem, was man so von Tante Google erfährt, noch viel schlimmer ist, weckt in mir Besprechungsbedarf. Haben die Ärzte die Medikation für die Chemo nur nach dem Tumorbefund gestellt, oder haben sie das berücksichtigt, was ich gleich zu Beginn so sorgfältig im Patientenfragebogen notiert habe (Depressionsdisposition in der Familie und kaputte Gelenke). Ist dann aber das für meinen Tumor beste Mittel auch das für mich beste Mittel?

Aber ich finde keinen Gesprächspartner. Offenbar geht das Depressionsthema  unter, solange man sich nicht unmittelbar umbringen will. Oder vielmehr, erfolglos versucht hat, es zu tun! Ganz toll.

Mein Arzt-Freund ist aber auch sehr zufrieden mit meinen Ergebnissen, als er uns am Freitag besucht.
Das freut mich natürlich schon.
Vor allem, weil er und auch die anderen Mediziner im Freundeskreis jetzt allmählich damit rausrücken, wie unwahrscheinlich es war, dass bei dem Befund die Chemo überhaupt anspricht, geschweige denn so gut.

Ich sag's ja immer, die Kraft der positiven Gedanken.
Auf den Krebs, den miesen kleinen Stinker, wirken sie - auch wenn ich mich nicht daran erfreuen mag.
Herrje... Diese Depressionen sind wie ein mauliger klebriger Teppich, der sofort in Bewegung gerät, wenn irgendwelche Emotionen in Bewegung geraten... Der andere Nicht-Mediziner-Freund, der noch dabei ist, reagiert auch nach anfänglicher Befangenheit positiv.

Das alles bestärkt mich darin, diese Geschichte zu veröffentlichen.
Der Weg ist richtig.
Die Angst vorm Krebs kann und soll man gerade denen nehmen, die da schon dann panisch werden, wenn es sie gar nicht betrifft.

Das Reiten bzw. Einfahren mit meinem Ross (Modell: Anfänger-Kutschpferd) war anstrengend aber auch zufriedenstellend. Mein Ross findet Kutschen toll. das ist neu und aufregend und dieser Eifer ist begeisternd.

Auch dass mein Mann sich endlich erbarmt und trotz Heimwerker-Phobie mit mir das Wohnzimmer neu streicht, tut mir soooo gut.
Endlich habe ich das Gefühl, dass sich was tut.
Ich übertünche die doofen
Depressionen mit frischer Farbe.

25:7 

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