Freitag, 7. Februar 2014

Back to Life - Krebs nach der OP

Gute Nacht.
Fragezeichen Weinbergschnecke - Pixelpony (www.piqs.de)
Unglaublich, wie ich mich darüber freuen kann, als ich endlich in "mein" Krankenzimmer darf...

Erstaunlich wie schnell man bereit ist, selbst so was gar nicht anheimelndes wie ein Krankenzimmer als Heimat anzusehen, wenn nur die Alternative in Form von Not- und Wachräumen grässlich genug ist.

Das alles ist so grotesk, dass man es eigentlich als Sit-Com abheften muss und ich hoffe, all die lieben Leser, die sich an meine Grusel-Comic-Erlebnisse schon gewöhnt haben, empfinden es auch so. Ich kriege ja Feedback meist mit weinenden Augen, aber ich spüre, dass da auch lachende Augen sein werden. Und das ist gut so. So soll es sein. Man muss den verborgenen Witz im Leben finden, hervorzerren und gnadenlos belachen.

Und daher geht es munter weiter wie im Irrenhaus:

Obwohl in der Kanzlei explizit im Kalender gestand hat, dass ich am Montag die OP hatte, wurde ich während meiner ungeplant langen Abwesenheit am Dienstag mit Mails bombardiert.
Wo Dateien sind, die ich ordnungsgemäß im Akt gespeichert hatte?
Ob ich bitte dies oder das machen könnte...?
Was mir einfällt, mich nicht zu melden?
Wo die Akten bleiben?!
Warum ich mich nicht auf Mails antworte??!
Hallo?!?

Es gipfelt, während ich das lese und mich immer noch schwach fühle mit der unglaublichen Mail: "Schwingen Sie jetzt ihren Hintern vor einen PC und mailen Sie die Dokumente!!!"

Ich bin am Dienstag Mittag immer noch unter Restbetäubung oder stehe wegen der OP neben mir oder - ich weiß auch nicht, wo genau ich mich befinde. Auf dem falschen Planeten vielleicht.
Auf alle Fälle maile ich nur knapp zurück: "Sorry, die OP war schwieriger als erwartet. Da ich dabei fast verblutet wäre, komme ich erst jetzt auf mein Zimmer. Hier habe ich kein Internet, aber ich frage, ob ich mich auf der Station irgendwo aufschalten kann. Die Dateien habe ich ordnungsgemäß gespeichert, unter dem Namen des Mandats..."
Ich gebe zu, dass ich beim Tippen mit etwas Abstand das nur damit erklären kann, dass ich noch unter Drogen stand. Die Reaktion ist nur toxisch zu erklären. Auf beiden Seiten.
Fünf Minuten später kommt die Entwarnung. "Daten sind da."

Von der Kollegin, die mich später besucht, erfahre ich, dass die Dateien natürlich gemäß Büroanweisung gespeichert waren. Ich wusste ja, dass ich im Krankenhaus sein werde und habe das sauber vorbereitet.
Aber gestresst war ich trotzdem. Ich weiß auch nicht, aber inmitten des Büroterrors entwickle ich wirklich das Gefühl, mich dafür entschuldigen zu müssen, dass ich Krebs habe, dass ich mich operieren lassen muss, dass ich während der Chemo immer wieder tageweise ausgefallen bin, obwohl ich das über Überstunden wieder reingeholt habe.

Völlig erschöpft, emotional wie körperlich, liege ich erst mal in meinem Bett und weine ein bisschen.
Dann nutze ich die Gelegenheit bis zur OP-Nachbesprechung nachmittags, um mich zu reinigen.
Obwohl ich ein anderes Hemdchen anhatte, als ich aufgewacht bin, finde ich wirklich bis runter zu meinen Füßen immer noch ein paar verräterische Blutspritzer. "Viel Blut verloren" klingt so geordnet, so klinisch. Tatsächlich ergibt die CSI-Analyse, dass es ein unglaubliches Gepritschel gewesen sein muss...
Na ja, jetzt bin ich sauber und habe ein paar Fragen an das OP-Team.
Der Chef-Operateur ist nicht da, unvorhergesehener OP-Termin, aber dafür alle anderen bis runter zum Praktikanten. Das Zimmer ist regelrecht überfüllt.
Hmpf.
Der Vize-Chefarzt gibt widerwillig, aber auf beharrliches investigatives Fragen dann doch Auskunft...
(Es ist manchmal blöd, wenn man Anwalt ist. Die Menschen reagieren nur noch einsilbig wie Verbrecher auf Fragen.)
Ich betone mehrfach, dass es mir gut geht und ich wirklich nur gern wissen würde, was denn nun schief gelaufen ist. Es sind ja nur Abzüge in der B-Note. Das Hauptziel ist erreicht.
Die Antworten kommen stockend, aber ich weiß, wie man fragen muss.
(Es ist manchmal gut, wenn man Anwalt ist. Die Menschen erwarten erst gar nicht, dass man nett ist und einen mit blöden Fragen verschont).
Der langen, für beide Seiten quälenden Rede kurzer Sinn:
Es war eine klassische Eselei, die das da ausgelöst hat. So einfach Pech, wie man manchmal eben auch Glück hat. Statistische Ausreißer in der Routine.
Die OP selbst lief perfekt. Bis zum Schluss beim Rausziehen... Da ist irgendwie eine der großen Arterien beschädigt worden. Und sie gab sich dann widerspenstig, die Arterie. Hat Blut gespuckt wie blöd und es waren drei Konserven nötig, um die Sauerei wenigstens inwendig auszugleichen und mich wieder aufzutanken.
Aber jetzt ist alles in Ordnung.
Die Narbe selbst ist schön geworden.
Ich betrachte kritisch meine Brust und zucke, so gut es mit dem Verband geht, die Achsel.
Wenn er sagt.
Ich sehe da nur Fäden auf einer verquollenen Wurst, die dort vorher nicht war.
Unter der Achsel habe ich jetzt noch eine zweite Narbe - des Notschnitts wegen, der zum Blutung stillen erforderlich war.
Ich kann ihn nicht sehen und eigentlich ist mir das auch egal.
Die Optik meiner Achsel ist jetzt für mein emotionales Wohlbefinden nicht ganz an vorderster Front verantwortlich und wenn ich die Wahl hätte, wo ich meine Falten am Liebsten tragen würde ... läge sie vermutlich auf Rang zwei gleich nach den Fußsohlen. (Das Gesicht ist jedenfalls - das muss hier mal OT gesagt werden - ein wirklich ungeeigneter Ort! Wie viel leichter könnten sich Menschen wiederfinden, wenn diese Veränderung des primären Erkennungsmerkmals nicht wäre... Nein Gott ist eindeutig männlich. Einer Frau wäre das nicht passiert).

Das mit diesem Schnitt ist schon lustig. Wenn wir - wie ich in der Vorbesprechung zu fragen gewagt habe (und ich hab's auch hier erzählt) - gleich unter der Achsel geschnitten hätte, hätte ich jetzt noch ein paar Liter eigenes Blut mehr und nur eine Narbe.
Das kommt davon, wenn man dann so arrogante Antworten gibt, dass wahre Könner eben nicht dort oben, sondern theoretisch diskreter bei der Brustwarze den Schnitt ansetzen, um dann unter der Haut zum Tatort vorzudringen. Das war Hochmut und der kommt vor den Fall - nur dass ich es bin, die dabei die Beulen kassiert.

Na gut, aber fair muss man bleiben - das soll nicht passieren, aber es kann passieren. Und den Krebs haben wir besiegt. Da regen wir uns doch über einen Schnitt nicht auf. Ein bisserl Schwund hat's immer. Kollateralschäden.
Außerdem bin ich müde.
Die Wunde blutet ziemlich nach und der Suckelbeutel, also jenes an Schläuchen hängende Gummifläschchen, dass die aus meinen OP-Wunden austretende Lymphflüssigkeit auffangen soll, muss recht oft geleert werden.
Lymphdrainage heißt das in Fachkreisen und sei, so wird mir versichert, völlig normal.
Bei fast jeder Operation kann es nach dem Eingriff zur Ansammlung von Wundsekret, Blut oder Gewebsflüssigkeit kommen. Geringe Mengen an Flüssigkeit können vom Körper selbst absorbiert und abgebaut werden. Um den Heilungsprozess zu erleichtern und die Ansammlung von Flüssigkeit in der Wundhöhle zu verhindern, werden Drainagen eingelegt.
http://www.chirurgie-portal.de/ratgeber-operation/operation/drainage.html

Als nächstes kommt die Physiotherapeutin und zeigt mir ein paar Übungen, zur Wiederherstellung der Gelenkigkeit.
Da ich im Vorfeld seit Erhalt meiner Diagnose bereits täglich vortrainiert habe (Schultermuskulatur bis zum Abwinken gedehnt), ist die Physio ganz angetan, von den Ergebnissen unserer ersten Einheit. Ich kann das nur jedem empfehlen. Es lohnt sich, da schon vorzuarbeiten. Je fitter man vorher ist, desto leichter fällt es nachher!
http://www.joggen-online.de/lauftraining/stretching-und-dehnuebungen/dehnuebungen-schultern-arme.html
(Dieser Link bezieht sich zwar auf Lauftraining, doch die Übungen sind dieselben und die Zeichnungen und Erläuterungen sehr gut nachvollziehbar wie ich finde. Es gibt aber auch auf Youtube viel Material dazu.)
Na also. Back to life!

Am Abend bemerke ich entsetzt, dass ich durch die Zimmerwechsel das Frühstück und durch die OP-Besprechung irgendwie das Mittagessen verpasst habe. Ich bin jetzt seit fünf Mahlzeiten nüchtern und das zehrt allmählich an meinen Kräften.
Aber der Reihe nach.
Nachmittags und abends kommen dann erstaunlich, wirklich erstaunlich viele Leute zu Besuch.
Ich wusste gar nicht, dass ich so viele Freunde habe.
Kollegen, meine Spieler, mein Mann natürlich, meine Tante, meine Cousine... es ist rührend und ich bin gerührt.
Wenn jetzt noch das Essen genießbarer wäre, wäre alles perfekt.
Doch das Essen ist eine Frechheit. Wirklich. Nicht weil ich verwöhnt bin.
Ich habe Hunger und ich würde gern essen - aber das... geht... nicht... Leberwurst und Stinkekäse und doch gleich eine ganze Cocktailtomate, die einer vom Leben gekrümmten, verkrüppelten Essiggurke in ihrem Fach Gesellschaft leistet.
Und dann ein Joghurt.
Immerhin.
Ich esse die Brotscheibe trocken und erlöse Tomate und Gurke von ihrem Leiden.
Den Geruch der Beläge ertrage ich nicht.
Wie gut, dass das zweite Bett in meinem Zimmer gerade nicht belegt ist.
Das haben wir eh am Nachmittag als Sofa gebraucht, weil für all die Gäste nicht genug Stühle da waren. Hoffentlich kommt morgen noch jemand zu Besuch. Sonst sterbe ich an Langeweile - und das wäre nach all den Strapazen doch wirklich schade.
Nachdem ich am Verhungern bin, hole ich mir, als alle wieder gegangen sind und es im Krankenhaus ruhiger wird, einen weiteren Besuch.
Den Pizzamann.
Die Schwester macht große Augen und ist irritiert. Doch als ich ihr ein Stück anbiete, sagt sie nicht nein und wir werden Freunde.
Und auch wenn ich wahrscheinlich zu hungrig war, um wirklich kritisch zu sein: Diese Pizza Magaritha war die Beste, die wirklich Allerallerbeste, die ich je gegessen habe.
Der Krankenhaus-Rhythmus ist nichts für Nachtaktive wie mich. Aber die Schwester freut sich über ein bisschen Unterhaltung.
Ich mich auch und so ist es wie immer im Leben auch beim Small-Talk ein stetes Geben und Nehmen.
Müde und satt - wie schön ist datt.
Mit einem Gähnen begebe ich mich zur Ruhe. Der Arm suckelt auch wenn ich schlafe. Die Schmerzen sind auch ohne größere Schmerzmittel tolerabel.
Ich finde sogar eine einigermaßen bequeme Position und darf das Fenster in meinem nur von mir belegten Zimmer kippen.
Eigentlich perfekt.
Wenn nur diese Gummimatte als Matratzenschoner nicht wäre. Wegen der schwitzt man nämlich fürchterlich von unten her. Also nicht perfekt.
Aber gut.
Es fühlt sich richtig an.

Mittwoch, 5. Februar 2014

Blutbad - OPs, die schief gehen

So ein OP-Tag birgt Abenteuer und Schrecken der ganz besonderen Art. Gerade für jemanden wie mich, der bislang seit seiner Geburt zwar dank seines ausgeprägten Schusseltums oft in den Notaufnahmen war, aber nie mehr stationär...
Blutregen-Blogya
Aber der Reihe nach:
Morgens erst einmal wie verabredet einrücken und Zimmer beziehen. Das war erst einmal schon ein Schock. In dem Zimmer herrschen subtropische Temperaturen, ungefähr dieselbe dampfige Luftfeuchtigkeit und es schlägt einem ein Geruch entgegen wie beim Elefantenhaus im Tierpark.
Mitten drin in diesem überwältigenden olfaktorischen Mikrokosmos sitzt eine alte Dame und brüllt die Schwester und mich an: "Das Fenster bleibt zu!"
Ich muss den ersten Panikanfall unterdrücken. In dem Mief halte ich es keine 5 Minuten aus und eine Nacht schon gar nicht, ich schlafe auch im Hochwinter bei offenem Fenster.
Nun, wenn ich Glück habe, wird sie heute entlassen..
Ich habe eh keine Zeit, mich um das jetzt zu kümmern, denn nach dem gefühlten 700sten Ultraschall wird jetzt als OP-Hilfe nochmals ein Faden eingeschossen, der die Stelle markiert, an der einst der Tumor gesessen ist und wo die Wahrscheinlichkeit gefährlicher Al Qaida Zellen (Edit: Liebe NSA, kein Grund zur Panik, dies ist ein Terroristenfreier Krebsblog. Cancer, you know?) am höchsten ist.
Ich vertreibe mir die Zeit mit meinem Tablet. Schöne neue Welt.
Alles OK, Termin ist am Nachmittag, je nach Ablauf der anderen OPs, so zwischen 14.00 und 16.00 h. Eine Schwester sagt mir rechtzeitig Bescheid.
Dann bin ich wieder auf meinem Zimmer, lüfte heimlich in Abwesenheit der alten Dame und warte, dass die Zeit vergeht. Der Minutenzeiger trödelt, es ist unfassbar. Die alte Dame kommt, um ihr Gepäck zu holen. Sie freut sich gar nicht so sehr, dass sie nach Hause darf. Sie hat Angst, dass ihre Wohnung zu kalt ist, jetzt wo sie drei Tage nicht zu Hause war.
Warum wundert mich das nicht?
Ich helfe packen, es hilft die Zeit vertreiben. Dabei jammert die Arme, dass sie so friert. Erstaunlich bei Raumtemperaturen um die 25°C, aber gut... wenn ich gewusst hätte, dass sie auscheckt, hätte ich mit dem Lüften gewartet. Andererseits - sie ist so blass, dass etwas Sauerstoff gewiss nicht schadet. Die Dame geht, doch die Schwester kommt nicht. Ich sitze auf meinem Bett und warte. Warte. Warte.
Dann endlich der erwartete Ruf.
Ich muss ungeschminkt (also ohne mein "aufgemaltes" Gesicht) und ohne Perücke oder Hut in den OP.
Das ist entsetzlich. Wenn sie einem wenigstens eine Mütze lassen würden.
Weil sie mich auf diesem Wagerl quer durch alle Stationen des Krankenhauses fahren. Ich fühle mich dabei so grässlich schutzlos, hilflos und allein. In diesem riesigen Bett ganz ohne Haare. Es ist furchtbar.
Entsprechend fertig bin ich mit den Nerven als ich in den Anästhesie-Raum komme.
Da wird es nicht besser, wenn man mich um meine Meinung fragen würde, was natürlich wohlweislich keiner tut. Es ist noch nicht einmal jemand da, dem ich ungefragt meine Meinung sagen könnte.
Ich liege da in diesem kalten Raum und friere und verstehe plötzlich die alte Dame.
Frieren ist nicht schön und ohne Haare frieren, ohne Mütze und alles, das ist wie wenn man in- und auswendig gleichzeitig friert.
Ob dann, wenn Eiszapfen wachsen würden, diese Kegelform hätten, mit der dicksten Stelle auf meiner Haut? Würde es ein großer Eiszapfen sein und ich ein Conehead - oder vielmehr viele, viele kleine und eine Igelfrisur mal ganz anders interpretiert.
Dann kommt die Anästhesieschwester um mich mit dem Narkotikum aus meinen Frostfantasien zu befreien. Dann werde ich zwar vermutlich immer noch frieren, aber ich kriegs nicht mehr mit. Das ist fast genauso gut, wie nicht frieren.
Bis auf die dann unvermeidliche Erkältung.
Doch weit gefehlt - die Schwester fesselt mich erst mal in bester Shades of Grey-Manier ans Bett wie einen enthaarten, hilflosen Heiland, mit weit ausgebreiteten Armen. Damit ich in der OP nicht versehentlich zucke. Logisch, in meinem Interesse, klar.
Und trotzdem - gar nicht schön.
Gar nicht schön.
Die Schwester geht und ich bleibe zurück.
Gefesselt mit ausgebreiteten Armen und verrutschter Decke.
Frierend, weil gefesselt. Mädels, bevor ihr Shades of Grey weiterempfehlt, versucht das mal.
Ist gar nicht lustig.
Ohne Haare und besorgt. Sehr besorgt.
Weniger mutige Menschen wären vielleicht panisch.
Gefesselt nackt im Bett in irgendeinem OP-Keller auf einer Trage ohne Decke.
Das ist kafkaesk.
Oder die Einleitung zu einem Splatter-Movie.
Super. Fantasie kann auch ein Fluch sein.
Die Schwester kommt wieder und mit ihr eine Gasmaske. Ich soll zählen, doch dazu komm ich gar nicht, so schnell geht das.
Puff. Weg. Licht aus.

Mittendrin wache ich auf.
Oder ich träume. Träume ich? Wache ich?
Das ist gar nicht so einfach, wenn man narkotisiert ist und das Hirn statt der gewohnten Präzisionswaffe eine plüschige Watteeinheit.
Grün... scharfer Geruch... Hektik... Ein Tuch über meinem Kopf?... Schläuche und Piepen... Hektik.... Rot....
Rufe: "Sie kommt, sie kommt. Schnell!"
Schock! Ich erschrecke!
Dann wird es wieder dunkel. Weg. Licht aus.
Das nächste Mal erwache ich in einem Gang unter einer Neon-Leuchte im Stau mit anderen Betten. Wie in der Rush-Hour. Ich wusste, dass OPs Massenbetrieb sind, aber die Szene ist grotesk.
Blöd, wenn man mit einem Schrecken einschläft, weil man dann aufschreckt, in dem Moment, in dem das Adrenalin das Narkotikum überwältigt.
Schlagartig körperlich, aber leider ist das Großhirn noch nicht auf der Höhe und in Standby kommen seeeehr seltsame Eindrücke dabei heraus.
Ein Arzt rumpelt vorbei und ruft mir zu: "Kein Sorge, wir haben jetzt alles wieder im Griff."
Ok. Das ist definitiv eine der Aussagen, mit der man nicht beruhigt wird.
Griffe kann ich nicht bemerken und sein Laufschritt vermittelt da auch nicht gerade Bestätigung in Sachen Kontrolle.
Und "Jetzt wieder" schreit nach der Frage - wann nicht?
Es sollte keiner Erklärung bedürfen.
Garstig.
Jetzt bin ich richtig besorgt.
Ein anderer Arzt kommt. Stellt mir für so eine dämliche Studien Fragen, ob ich weiß, wo oben ist (bei der Lampe) und unten (Unter mir) und wie ich heiße... Ich will wissen, was passiert ist. Er sagt, ich soll antworten. Also nenne ich meinen Namen und ich frage dann zurück, nochmals, was eigentlich passiert ist. Aber der Arzt ist schon wieder weg.
Ich sehe reichlich Blut an meinem Arm und bin besorgt.
Das nächste Mal wache ich einem großen Saal mit tausend piependen und blinkenden Geräten auf.
Schlimm.
Emergeny Room-Stimmung. Habe ich erwähnt, dass cineastische Bildung fast so schädlich ist wie blühende Fantasie?

Ich verstehe die Geräte nicht, aber zwischen ihnen huschen vermummte grüne Menschen herum.
 Banges Warten schließt sich an. Ich bin im (Über)Wach(ungs)Raum - statt wie erwartet und angekündigt in einem netten (Auf)Wachraum.
Und immer noch kommt keiner, der mir sagt, was los war.
Ich überlege verzweifelt, wie ich in Erfahrung bringe, warum ich hier bin und nicht in dem kuschligen Aufwachraum, den sie mir vorher gezeigt haben. Ich will wissen, was im OP passiert ist.
Warum mir alles so weh tut.
Langsam bewege ich mich.
Linker Arm ist dran. Rechter Arm - check! Blut ist weg. Das werte ich als gutes Zeichen.
Kopf dreht sich, Denken fällt schwer. Brust ist auch noch da (plus zwei Beutel und Schläuche).
Und immer kommt noch keiner, der mir was erklärt.
Der Kampf mit der Bettpfanne lockt eine Schwester auf den Plan. Das Ganze gerät zu einem Blutbad, weil aus meinem malträtierten Arm aus einem Schlauch noch kräftig Blut nachfließt. Dort, wo die Kabel für die OP verlegt waren, ( also rechts, fernab vom Tumor). Ich frage die Schwester... Doch die sagt, sie dürfe mir nichts sagen. Schöner Mist! Was ist die Steigerung von Panik?
Endlich kommt eine Ärztin, die sagt, dass am Ende der OP eine Vene erwischt wurde und ich sehr viel Blut verloren habe, daher ist auch der Port noch dringeblieben, den wir doch angesichts der OP gleich mit rausnehmen wollten...
Sie will mich mitnehmen, was ich begrüße, aber der Oberarzt vom Horrorstübchen hier ist dagegen.
Wegen der Gefahr, unbemerkt zu verbluten, darf ich erst rauf, auf die Station, wenn ich einen besseren Gerinnungsfaktor habe.
Klingt überzeugend, auch wenn es mir hier nicht gefällt.
Verbluten ist doof.
Meine Cousine und mein Mann besuchen mich abends noch kurz. Sie sind besorgt und erleichtert.
War wohl kniffliger als erwartet.
Sage mir noch einmal einer was von Routineeingriffen.
Gut, dass ich so eine Allerweltsblutgruppe habe, zu der man einfach alles panschen kann.
Der Besuch ist sehr nett, aber ich fühl mich schlecht. Und ich will hier in diesem ER nicht sein. Hier piept es. Oft schneller, drängend, fordernd, hektisch. Es riecht nach Gefahr.
Ständig rumpeln die Grüngewandeten an ein Bett und tun dort hektisch das, was vermutlich getan werden muss, wenn es piept. Irgendwann dämmere ich wieder weg.
Später werde ich doch noch in normalen Wachraum verlegt, wo ich besser schlafen kann.
Mein Kopf funktioniert wieder. Mein Kreislauf kreist stabil. Etwas schwächlich, aber ich bin will nicht kleinlich sein.
Ich muss nochmals auf die Toilette und darf nicht.
Aber Bettpfannen verstoßen gegen die Menschenwürde! Die Schwester will mir verbieten aufzustehen und ich drohe, dann ins Bett zu pinkeln (ohne Pfanne) - dann hätten wir beide was davon.
Dann darf ich auf die Toilette gehen, wenn ich aufpasse.
Na also. Warum nicht gleich so?
Froh, wenigstens diesen einen Kampf gewonnen zu haben, schlafe ich erschöpft wieder ein.
Geht doch.
Ich werde wieder berichten.

Sonntag, 2. Februar 2014

Operation Endsieg

(c) Agentur Zielgenau
Wenn man eines als Krebspatient lernt, dann dass alles zwei Seiten hat und immer irgendwas gutes dabei ist. Und Geduld, Geduld vor allem.
Ob ich meine diesbezüglichen Lektionen gelernt habe, zeigt sich wieder mal angesichts des langersehnten Wechsels aus der Chemo- in die OP-Phase.
Es gilt wieder neue und wichtige Termine zu vereinbaren...
Und wieder einmal klappt der Termin nicht, der ja schon längst ausgemacht war. Der von der Klinik vorgeschlagene Termin würde dazu führen, dass ich über drei wichtige Familienfeste im Krankenhaus läge, was ich nicht will.
Ich handle eh um jeden Tag, um den ich mich drücken kann...
Dieses Mal aber kann man mir noch nicht einmal sagen, wieso. Es ist halt so.
Schulterzucken.
Seufzen, resigniertes.
Nein, erkläre ich freundlich.
Wenn der Tag nicht geht, warum dann nicht der darauffolgende.
Da scheint der OP-Belegungsplan wie ihn ein flüchtiger Blick über die Schulter in den Monitor ergibt, ja noch was herzugeben. Die Termine sind für Verschiebungen reserviert, erfahre ich. Eben, bestätige ich. Also exakt für Fälle wie diese.
Der langen Rede kurzer Sinn - wir verschieben um einen Tag und ich bin damit - höchstwahrscheinlich - über die Feiertage zuhause.
Wermutstropfen: Ich verschlafe meinen Hochzeitstag. Meinen Allerersten!
Ein bisschen Schwund hat's immer.
Andererseits jedoch lege ich damit den Grundstein für noch viele, viele weitere.
Nichts ist perfekt. Aber nichts ist auch eine völlige Katastrophe.
Also widme ich mich den allerletzten, unmittelbaren OP-Vorbereitungen. Mein Gewicht steigt weiter, das ist verdrießlich, aber angesichts der Mengen an Essen, die ich vertilge, ist es auch nicht verwunderlich. Na gut, wer futtert, ist bei Kräften.
Ärgerlicher ist, dass die Mammografie schwierig ist.
Meine Tumorstelle liegt so, dass ich nicht wirklich ins Gerät passe.
Leicht in die Knie gehen, Hüfte eindrehen, Bauch einziehen, Schultern vor, Hintern
Locker stehen! -
dann Brust nehmen und auf Platte legen, einatmen, ausatmen, damit ebenjene Brust besser plattgedätscht werden kann und...
- dann bitte Locker bleiben und nicht bewegen! -
... ist es auch schon geschafft. Oder fast. Bild taugt nix. Das Ganze nochmal.
Ich nehme mir fest vor, dass ich bis zur ersten Nachuntersuchung deutlich gelenkiger und besser ausbalanciert sein sollte. Ich werde mir sofort im Garten eine Slackline spannen.
Aber morgen ist erst mal die OP. Heute eine letzte Nacht Zuhause.
Ich bin aufgeregt aber guter Dinge...

Sonntag, 26. Januar 2014

Finalparty - Krebs und Feiern

Ich will ja nicht immer jammern.
Muss ich auch nicht. Die Chemo ging gut - meistens. Und vertragen hab ich sie auch - einigermaßen.  Und auch wenn der Job stressig und deprimierend ist, hat das nichts mit dem Krebs zu tun - grundsätzlich.

Also habe ich beschlossen, dass ich mich belohnen darf.
So eine Belohnung ist eine sehr wichtige Sache, denn sie motiviert und hilft auch, die eigene Leistung zu werten.
Also richtig gefühlt als wertvoll zu begreifen. Wertschätzen ist ein blödes Wort, denn "schätzen" beinhaltet, dass man etwas nicht weiß, sondern eben rät. Das reicht aber nicht, denn das ist keine Sicherheit. Und dann hat man die Belohnung zwar bekommen, aber nicht wirklich verdient. Ist das der Grund, warum es so schwer ist, Lob oder gar Eigenlob anzunehmen? Weil da nur eine "Schätzung" dahintersteckt und nicht etwa ein Beweis, den die der Belohnung zugrunde liegende Leistung ja jederzeit erbringt? Man sollte von Wertwissen sprechen.
Aber ich verliere mich wieder im Labyrinth der hintergründigen Wörter.

Am Freitag habe ich jedenfalls all meine  Freunde, mit denen ich am meisten zu tun hatte, und die am meisten unter meiner Krankheit gelitten haben, eingeladen.
Mein Mann hat gekocht. Weil er mich liebt, weil er gerne kocht, und weil ich meine Freunde ja auch belohnen wollte und die hätten sich nicht so gefreut, wenn ich in der Küche gewesen wäre.
Es gab ein supergeniales 6-Gänge-Menü.

Wir begannen mit einem Schwarzwurzelsüppchen mit Minzcroutons und Minzluft (Minze kann ich gut schmecken, weil sie so stark und frisch riecht).
Dann gab es Wildkräutersalat mit Wachtelbrust und Wachtelessenz (die superstarke klare Suppe ist so intensiv, dass selbst ich sie schmecke), Senfdressing (wieder was frisches, das schmeckbar ist) und Brotchips zum Knuspern.
Dann gab es einen wunderbar intensiven Pilzstrudel mit Maronenschaum (die Pilze schmecken so erdig, da haben all meine Geschmacksknospen brav mitgespielt).
Anschließend gab es einen Zander in Meerrettich-Apfeljus (auch wieder was ätherisch-frisches) mit so für sich intensiven und charakteristisch schmeckenden Beilagen wie rote Beete, Lauchzwiebeln, Erbsensprossen und Erbsenpürée (das ist deutlich intensiver als die normale Erbse und sonderbarerweise weniger süß), Kürbis, Spinat und Karotte. Und von allem immer nur ein, zwei Teilchen...
Hauptgang: Rinderschulter mit Heujus (da kocht man aus Heu eine Art Espresso und gibt die zur Soße, das riecht wunderbar blumig und sommerlich kräutermäßig und so intensiv, dass der Geschmack fast von allein kommt). Dazu gab es Parmesantaler und Bohnengemüse.
Und zum Schluss einen Bratapfelstrudel mit Marzipansauce (die hab ich nicht so geschmeckt, das war bei mir mangels Zuckergeschmack eher eine fade Mandelsauce und Lebkucheneis (mit nur ganz wenig Zucker, aber vielen Gewürzen), das ging wieder.
Warum schreibe ich das so ausführlich?
Weil es zeigt, dass man ziemlich gut essen kann, wenn man sich nur genau überlegt, wie man das, was nicht geht, umschifft. So wie sich überhaupt fast immer eine Umgehungslösung findet, wenn man nur stur genug danach sucht.

Am Ende waren wir jedenfalls alle satt und glücklich.
Ein Lichtblick mit vielen neuen Plänen, wenngleich meine eigenen Pläne irgendwie nie so hinhauen, wie ich mir das wünschen würde.
Ich freute mich darauf, am Wochenende nochmals auszureiten, bevor ich in die Klinik muss.
Das Ausreiten war toll. Aber schwierig. Ich bin nicht mein Pferd geritten, sondern ein Leihpferd, dessen Besitzer verhindert war und das auch mal wieder rauswollte. Und wie!
Der Winter ist gekommen und die Pferde waren extrem tatendurstig. Ich saß lange nicht mehr auf einem bockenden Rodeopferd. War lustig, vor allem, weil ich trotz der Chemo doch noch reiten kann. Also richtig reiten.
War anders als erwartet, aber auch schön.

Zwei Wochen sind rumgegangen.
Am Montag ist dann die große Untersuchung in der Klinik.
Tumorjagd und OP-Vorbereitungen.
Ich bin gespannt.
Das fühlt sich besser an.

107:23

Mittwoch, 22. Januar 2014

Sturmtief - Krebs und Mobbing

Allerdings ist mein Chef bös auf mich, weil ich letzte Woche nur sehr wenig arbeiten konnte. Mich kränkt es, dafür dass ich überhaupt versuche, angesichts unseres chronischen Personalmangels und auf dem Zahnfleisch kriechender Kollegen, zu arbeiten, dann als unzuverlässig beschimpft zu werden.
Ich habe keine Kraft mehr, um mich zu wehren. Denn wenn ungleiches gleich behandelt wird, ist das ja auch wieder ungleiche Behandlung.
Und während ich das so niederschreibe, finde ich mich kleinlich und hässlich.
Was für ein Jammerlappen.
Denn meine Sorge, nichts mehr zu tun zu haben, wurde erhört und ich habe plötzlich zu viel zu tun. Nur ungeliebte, seit Monaten liegen gebliebene Arbeit, aber davon Mengen.
Da will ich mich aber nicht beschweren. Das ist besser als andersherum. Langeweile ist am Schlimmsten.
Aber es ist schon blöd, meinem Chef kann ich nichts recht machen, obwohl ich nichts falsch mache. Ich erkenne zwar aus einer distanzierten Sicht, dass der Krüppel rausgeekelt werden soll, aber es kränkt mich trotzdem ungemein. Und wenn ich dafür gerügt werde, dass ich mit einer Kaffeetasse in eine interne Besprechung komme, dass ich Schriftsatz A vor Schriftsatz B gemacht habe (obwohl beide fertig sind), dass ich selbständig mit Mandanten telefoniere, die mich anrufen - dann stimmt mich das trotzdem traurig.
Aber das ist eigentlich Arbeit und nicht so sehr Krebs. Wenigstens da ist er unschuldig.Und so lenke ich mich im Büro von meinen Nachwehen ab und auch vor meiner Aufregung wegen der OP.
Vor allem, weil ich wirklich zu tun habe, um so gesund zu werden, dass die OP überhaupt gleich im Anschluss stattfinden kann.
Wenn man unter Zeitdruck gesund werden will, ist das irgendwie eine ganz neue Form von Stress.
Meine Blutwerte fallen in den Keller und eine Augenentzündung will einfach nicht weggehen. Dafür muss ich sogar nochmals extra zum Arzt. Die Augen tränen schneller als Tropfen wirken können - das ist saublöd. Ich schau aus wie ein Bassett mit Heuschnupfen.
Mit 8 hochdosierten Chemo-Einheiten ist man konditionell am Boden. Mein Arzt meint, das sei überhaupt nicht so. Für die Dosierung Taxan, die ich bekommen habe, ginge es mir hervorragend. Höchstdosen fordern eben höchste Opfer.
Er lacht.
Es soll ermutigend sein. Ich lache mit, weil ich ihn nicht deprimieren möchte.
Na, dann möchte ich nicht sehen, wie es denen ging, denen es nur normal geht.
Das ist auch nicht schön, gar nicht.
Warum fällt es mir so schwer, für "relativ gut" dankbar zu sein.
Allerdings kommen die Knochenschmerzen wieder, wenngleich die eher geringer ausfallen. Leise Warnung, sich nicht zu übernehmen.
Die Ungeduld steigt. Und die Angst, dass sich das jetzt noch irgendwie weiter verzögern könnte.
Aus Sicherheitsgründen kann ich der schlechten Werte wegen die Feier eines guten Freundes nicht besuchen und in der Arbeit habe ich bei einer Büroveranstaltung das Obertrauma, als meine Augen so tränen, dass ich mich abschminken und in meiner ganzen verkrüppelten haarlosen Hässlichkeit zeigen muss, als ich durch das Foyer zum Taxi schleiche.

102:23

Freitag, 17. Januar 2014

Der Buddy und seine Nachwehen - Krebs nach der Chemo

Es ist seltsam, wie belastend ich die neue Freiheit finde. Wie oft ich mir sagen muss, dass ich das Schlimmste überstanden habe.
Komisch.
Irgendwie sind die Nerven eben auch angespannt.
Schwierig.
Deshalb habe ich jetzt auch echt ein paar Tage mit dem Posten meiner neuesten Abenteuer gewartet, um zwar einerseits authentisch zu bleiben, aber andererseits eben auch nicht umsonst die Pferde scheu zu machen. Immerhin lenkt mich der neue Hund ab. Nicht nur von der pflichtgetreuen Bearbeitung dieses Blogs, sondern auch und vor allem von der Beobachtung des eigenen Gesundheitszustands, was offen gestanden, kein Schaden ist. Mir geht es nämlich gar nicht gut. Das kann daran liegen, das besagter Hund ein junges, sportliches Wesen ist, das sich sehr über sein neues Zuhause freut und diesen Gefühlen auch so temperamentvoll wie überschwänglich Ausdruck verleiht. Schwere Körperverletzung muss man in diesem Zusammenhang als Beweis einer noch frischen, aber gleichwohl stürmischen Liebe werten, die erwidert werden will - nun ja.
Vielleicht aber liegt es auch daran, dass die Katzen des Hauses nunmehr im Dachgeschoss weilen und darauf warten, dass das hektische, sabbernde, springende, wedelnde Ungetüm wieder verschifft wird, am liebsten nach China oder sonst wohin, wo man Hund im Kochtopf findet. Ihre Liebesbekundungen fallen deutlich subtiler aus, z.B. darin, dass sie sich auf böse Blicke beschränken und Tätlichkeiten bewusst und aus alter Verbundenheit zunächst noch hintenanstellen. Bin gespannt, wann Hund und Katz die diplomatischen Beziehungen, die gegenwärtig in minutenlangem sich-gegenseitig-Anstarren über die Treppe bestehen, im Sinne des Hausherrn (mir!) vertiefen werden.

Kann aber auch daran liegen, dass sich die Nebenwirkungen dieser Chemo so benehmen wie ein Märzwinter. Abgeschlagen auf der ganzen Linie, aber es nicht einsehen wollen und dann, wenn man eigentlich damit rechnet, dass er endlich vorbei ist, dann kommt er fies und gemein wie ein schlechter Verlierer nochmals von hinten und tritt einem gegen das Knie.
Ich komm mir wirklich gerade vor wie der Buddy vom Helden in so einer dummen Actionproduktion. Nachdem er mit seinem Helden und dessen Schöner glücklich die Höhle des Grauens oder den Dschungel des Todes oder das Tal der Monsterspinnen überwunden hat und nur noch über die Straße in die Kneipe müsste, kommt dann irgendwo so ein Trucker daher, der den armen Buddy plattfährt.
Das ist sinnlos und deshalb besonders tragisch. Auf der Zielgeraden zu sterben.
Ich bin nicht schön und auch kein Held - von daher eigentlich die natürliche Besetzung des tragisch-komischen Buddy. Dumm das, denn das ist keine Rolle, die Spaß macht, wenn man drinsteckt.

Jedenfalls hauen diese letzten Nebenwirkungen noch mal so richtig rein. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich mich vor der letzten gedrückt. Herrje.
Die Hände sind schlecht, ich bin müde, mein Geschmackssinn verlässt mich völlig. Dafür ist aber immerhin dieses mal der Mund nicht ganz so wund. Aber meine Fingernägel werden schlecht, rissig, spröde und vor allem schmerzempfindlich. Die Zehennägel inzwischen auch. Damit wird das saisonal erforderliche Tragen festen Schuhwerks zur Geduld- und Bewährungsprobe.
Aber der Countdown läuft.
Und danach geht es jetzt dann mit der OP bzw. deren Vorbereitungen weiter. Davon erzähle ich aber ganz bald schon im nächsten Post. Ich will diesen Blog ja übersichtlich gestalten.  :)

99:19 

Sonntag, 5. Januar 2014

Intermezzo - Auf den Hund gekommen...

Manchmal muss man halt auch mal andere Dinge erzählen. Krebs ist ja nicht das einzige Tier in meinem Haushalt.

Wir waren heut bei Bayreuth um den neuen Hund abzuholen. Elende Fahrerei bei Dauerregen.
Und jetzt zwei hochempörte Katzen, die im Dachgeschoss sitzen und Rachepläne schmieden...
Das wird ein Thriller. Eine Kurzgeschichte. Oder auch ein Epos... Wird jedenfalls nicht langweilig.