Sonntag, 22. September 2013

Garagenfest - Krebs und Feiern

Camaro Z/28 - P.A.Hess (www.piqs.de)
Das Wochenende bricht mit letzten Sommerallüren über mich herein und so weiß ich nicht, ob die intervallmäßigen Schweißattacken jetzt am Wetter oder an der Chemo liegen.
Kurzerhand gehe ich mit dem Hund Gassi und setze mich auf eine Bank, um diese Frage im Feldversuch zu klären.
Sie geht klar für die Sonne aus.
Es ist heiß, wenn man in der Sonne sitzt.
Das beruhigt mich.
Es ist also nicht mein Privat- und Einzelschicksal.
Geteiltes Leid ist eben halbes Leid. Nicht dass Sonnenschweiß weniger klebrig und eklig wäre und der ächzende Kreislauf sich dann besser anfühlt - aber doch...
Egal wie beschissen es einem geht, wenn man damit nicht allein ist, ist es weniger schlimm. Das wirft kein gutes Licht auf uns. Denn das heißt ja, dass es nicht wichtig ist, wie es einem selbst geht, solange es nur den anderen nicht besser geht. Dann wäre ja ein erheblicher Teil des ungeteilten Leids letztlich von Neid genährt.

Der Hund will wieder heim, dem ist es auch zu heiß und im Haus ist es kühl. Also folge ich ihm brav. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Mir geht es auch nicht so ganz gut, denn unter dem Strich häufen sich jetzt allmählich die chemobedingten kleineren Widrigkeiten so, dass sie in der Summe eben doch nerven.
Das ist so ein bisschen wie das Schneeflocken-die-zu-Lawinen-werden-Prinzip.
Simpel gesagt, bleibt meine Haut auf der Strecke. Wunder Mund, viele Bläschen, brüchige Nägel, die im schmerzempfindlichen Teil brechen.
Also nutze ich die Gelegenheit und recherchiere mal im Internet, was man da so machen kann.
Wie man mit einem wunden Mund umgeht, zum Beispiel.
Ich habe mich letztlich für eine Kombination aus Mundwasser, superweicher Kuschelzahnbürste und Lutschtabletten aus der Apotheke entschieden, die so eine Art künstlichen Schutzfilm über den wunden Mund legen.
Die oft empfohlenen leicht betäubenden Tabletten haben bei mir nicht so geholfen.
Zudem haben sie, weil sich auch der Geschmackssinn etwas ändert, ausgesprochen eklig geschmeckt. Brrr.
Gegen die kaputten Nägel konnte ich nichts machen. Von Kunstnägeln hat mir der Arzt abgeraten, weil die Nagelplatte nicht stark genug ist, um die Belastung auszuhalten, sodass die Gefahr besteht, dass man sich, wenn man hängen bleibt, den falschen und den echten Nagel auf einen Rutsch abreißt (IEEK).
Ich habe dann meine Finger "getaped". Also ein schmales Tape gekauft, einmal frontal über den Nagel und die Fingerspitze, einmal seitlich über die Fingerspitze und einmal (3. Streifen) wie einen Ring über den Nagel geklebt. Sah dann aus wie ein Fingerhut aus Pflastern. Geht sehr gut, v.a. wenn man die Nägel kurz hält und klebt, bevor der Nagel einreißt. Kann ich wirklich empfehlen.

Und ansonsten... Pflegen, pflegen, pflegen... damit man alles möglichst schön und geschmeidig hält.
Am Abend waren wir dann auf einem Garagenfest bei einer lieben Freundin und haben uns über psychotische Hunde unterhalten. Erstaunlich, dass das echt ein gut abendfüllendes Thema ist.
Ich bin allerdings nach einer Weile ausgestiegen und habe mich lieber mit den Jungs über Rennautos und die Tücken der Nordschleife unterhalten.
Es ist immer faszinierend, wenn man echte Freaks trifft, die wirklich zu 100% in ihrem Thema aufgehen.
Was die an Zeit und Geld in diese Autos stecken, die in liebevoller Kleinarbeit hergerichtet werden, das ist echt beeindruckend.
Und informativ, auch wenn ich es vielleicht nie brauchen können werde, was ich da über Austauschmotoren und dergleichen lerne. In meinen Büchern gibt es keine Autos und in meinem Leben keine Zeit für Autorennen.
Dann sind wir spät von der (im Outback) gelegenen Garage wieder heimgefahren, was deutlich länger gedauert hat, als ich erwartet hätte.
Eigentlich war es ein guter Tag. Sehr lehrreich in vielerlei Hinsicht.

Man muss sich halt realistische Ziele setzen, dann ist auch ein Chemoleben nicht so schlecht.
38+39/7
Die nächste Woche kann kommen! Und die Tretmühle auch, ich werde widerstehen...

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