Freitag, 3. Januar 2014

Finale - Krebs und Chemo

Eagle one - Piso (www.piqs.de)
Die letzte Chemo.
Wie schön das klingt.
Es fühlt sich seltsam an. 8 Einheiten sind schnell vergangen, auch wenn ich kräftig Federn gelassen hab.
Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich nach der letzten ernsthaft überlegt hatte, das Projekt vorzeitig abzubrechen.
Na gut, wenn ich meine Aufzeichnungen lese, verstehe ich mich natürlich schon, aber andererseits - eh?
Wir sind ja nicht zum Spaß hier, mein Krebs und ich. Aber anders als der Krebs gehe ich danach aufrecht wieder heim. Ein gutes Gefühl... :)
Man sieht es schon - dieses "Ein letztes Mal" hebt die Psyche auch wenn der Rest von mir im Kriechmodus bleibt. Mutter Schwerkraft ist ein böses altes Weib, das mit allen Tricks gewaschen ist.
Im Krankenhaus sind alle ganz aufgeregt, weil die Abteilung umziehen soll, in ein anderes Gebäude und die Schwestern dazu eine andere Meinung als die Verwaltungsleute haben. Ich bleib dabei, psychoadministrative Betreuung wäre ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell.
Darum fällt der "Wie geht's uns denn heute"-Plausch etwas kürzer als gewöhnlich aus. Aber das ist mir recht, denn wie soll ich denn freundlich verpacken, dass meine Laune deshalb so gut ist, weil ich die nie wieder sehen muss? Wahrscheinlich würden sie es verstehen, aber ich will trotzdem nicht unhöflich sein.
Nach endlos trüben Winterwochen kommt wie zur Belohnung sogar ganz kurz nur ein bisschen Sonne durch die Wolkendecke. Wenn das kein Zeichen ist.
Ich informiere mich dann noch, wie es jetzt weitergeht.

Zunächst kommt noch eine große Abschlussuntersuchung mit ausführlichem Verlaufsbericht, quasi das Chemo-Abschlusszeugnis. Dann geht es darum, die OP zu organisieren. Da wird sich zeigen, ob ich inzwischen die Verwaltungsklaviatur eines zu groß gewordenen und von undurchsichtigen Befindlichkeiten geprägtes Universitätskrankenhauses besser beherrsche als für die Chemo.
Nein.
Wenig überraschend muss man auch für diese OP wieder von Pontius zu Pilatus und sich als Buchbinder Wanninger bei gefühlten tausend Stellen durchfragen.
Der Patientencoach wäre noch eine Marktlücke.
Ein Mensch, der sich auskennt, der einem gleich sagt, wo man wann mit welchen Unterlagen sein muss, damit man möglichst ohne Reibungsverluste durch den Krankenhaus genannten Irrsinn durchkommt. Das wäre ein Geschäftsmodell, mit dem die Kosten auch im Klinikbetrieb und bei den Kassen signifikant verringert werden könnten. Immerhin halten die genervten und verzweifelten Patienten auch die Lebenslänglichen, sprich die von Berufs wegen Anwesenden nicht nur auf, sondern von ihren wichtigen Dingen ab. Und werden dabei selbst noch krank...
Unabhängig davon, dass gerade "ernsthaft" kranke Menschen sicher gerne auch ein bisschen was dafür bezahlen würden, so einen professionellen Therapiebegleiter zu haben, der ihnen vorher all das sagt, was sie hinterher mühsam selbst herausgefunden haben werden.
Aber jetzt muss ich mich erst mal um meinen Schwerbehindertausweis kümmern. Steuerersparnisse locken.
Wie ich diese Ämter-Ralley hasse.
Neben Selen wird mir für die Aufbauphase vor allem eine vitaminreiche und kohlenhydratarme Ernährung empfohlen, viel Schlaf und vor allem viel Trinken, da dies die nunmehr Jahre andauernde Entgiftung fördert.
http://www.volkskrankheit.net/a_z/chemotherapie-hilfe/?gclid=CPz2jZur9LUCFQtY3godNx8Asg
Es bleibt spannend.
92:18

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